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Volkshochschulen fordern eine Aufwertung der allgemeinen Weiterbildung

Archivmeldung vom 18.09.2019

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 18.09.2019 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Bild: M. Großmann / pixelio.de
Bild: M. Großmann / pixelio.de

Anlässlich ihres 100-jährigen Bestehens fordern die Volkshochschulen in Deutschland eine Aufwertung der allgemeinen Weiterbildung. Angesichts großer gesellschaftspolitischer Herausforderungen und sinkender Halbwertszeit von Wissen gelte es, mehr Menschen für lebenslanges Lernen zu gewinnen.

"Deutschland verfügt mit den rund 900 Volkshochschulen über ein weltweit einzigartiges Netz an Weiterbildungseinrichtungen in kommunaler Trägerschaft. Dieses Potenzial müssen wir noch viel besser nutzen, um Menschen mit den nötigen Kenntnissen für ein selbstbestimmtes Leben, für gesellschaftliche Teilhabe und für demokratische Meinungsbildung auszustatten", sagte Annegret Kramp-Karrenbauer, Präsidentin des Deutschen Volkshochschul-Verbandes (DVV) am Mittwoch vor der Bundespressekonferenz.

Die Volkshochschulen in Deutschland warnen vor einem Weiterbildungsverständnis, das allein auf unmittelbare berufliche Verwertbarkeit abzielt. Vielmehr erfordern tiefgreifende Veränderungen wie Globalisierung und Digitalisierung ein breites Allgemeinwissen, um die individuelle Handlungs- und Urteilsfähigkeit zu stärken. Ein in Schule und Ausbildung erworbener Bildungsvorrat reicht nicht aus, um das gesamte (Erwerbs-)Leben zu bestreiten. Hinzu kommt, dass immer noch zu viele junge Menschen die Schule ohne Abschluss verlassen, funktionaler Analphabetismus in Deutschland noch immer weit verbreitet ist, Einkommensschwache und Geringqualifizierte zu selten Weiterbildung in Anspruch nehmen, großer Nachholbedarf bei digitalen Kompetenzen besteht und der Bildungsstand unter Menschen mit Migrationsgeschichte durchschnittlich niedriger ist als in der Gesamtbevölkerung.

"Volkshochschulen sind als einziger Weiterbildungsanbieter bundesweit vor Ort präsent. Wir sind immer in der Nähe und uns ist jeder willkommen, der seinen Horizont erweitern möchte", erläuterte die DVV-Präsidentin.

Volkshochschulen haben zudem mehrfach bewiesen, dass sie in der Lage sind, bundesweite Förderprogramme erfolgreich auszurollen, sei es im Programm "Kultur macht stark. Bündnisse für Bildung", als stärkster Partner in der Nationalen Dekade für Alphabetisierung und Grundbildung oder in der deutschsprachigen und beruflichen Qualifizierung von Geflüchteten.

Um diese Rolle künftig noch wirkungsvoller wahrnehmen zu können, fordern Volkshochschulen

1. die Aufnahme der allgemeinen Weiterbildung in die Nationale Weiterbildungsstrategie, gleichberechtigt zur beruflichen Bildung.

2. einen Digitalpakt Weiterbildung analog zum Digitalpakt Schule, der die öffentlichen Weiterbildungseinrichtungen in die Lage versetzt, ihre Ausstattung und ihre Lernformate an die Erfordernisse der digitalen Gesellschaft anzupassen und ihr Personal entsprechend zu qualifizieren. Digitale Informationszentren sollen in den Kommunen als Anlaufstellen fungieren und die Medien- und Informationskompetenz der breiten Bevölkerung stärken.

3. die Ausweitung der Nationalen Dekade für Alphabetisierung und Grundbildung, insbesondere mit dem Ziel, mehr Menschen mit Alphabetisierungs- und Grundbildungsbedarf zu erreichen, Lehrkräfte weiter zu professionalisieren und Lernangebote bedarfsgerecht weiterzuentwickeln.

4. das Recht auf ein Nachholen von Grundbildung und Schulabschlüssen auch im Erwachsenenalter.

5. gleichwertige Lebensverhältnisse in Deutschland auch bezüglich der Weiterbildungschancen. Aufnahme konkreter Handlungsempfehlungen in den 5-Punkte-"Plan für Deutschland" der Regierungskommission, um die Weiterbildungsversorgung und -teilnahme der Menschen in strukturschwachen Räumen zu verbessern.

"Die Beteiligung der breiten Bevölkerung - insbesondere bildungsbenachteiligter Gruppen - an Weiterbildung ermöglicht gesellschaftliche Teilhabe und fördert Zusammenhalt und Chancengerechtigkeit", sagte DVV-Präsidentin Kramp-Karrenbauer.

Die Volkshochschulen in Deutschland stellen ihr Programm für das aktuelle Herbst-/Wintersemester unter das Motto "zusammenleben. zusammenhalten" und bieten vielfältige Gelegenheiten für Begegnung und Dialog. Den Auftakt bildet die die Lange Nacht der Volkshochschulen am Freitag, 20. September. Mit mehr als 400 beteiligten Einrichtungen ist es die größte Publikumsaktion in der 100-jährigen Geschichte der Volkshochschulen. Das diesjährige vhs-Jubiläum geht zurück auf die Weimarer Verfassung. Sie legte 1919 den Grundstein für eine freie, staatlich geförderte Weiterbildung, die sich an den Bildungsbedürfnissen der Menschen orientiert. Es war die Geburtsstunde der Volkshochschulen mit ihrer einzigartigen Programmvielfalt.

Quelle: Deutscher Volkshochschul-Verband (ots)

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