Ukraine-Krieg: Unterstützungsbereitschaft der Deutschen bröckelt
Archivmeldung vom 30.01.2023
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Freigeschaltet durch Mary SmithDie deutsche Bevölkerung zeigt sich im Hinblick auf den Krieg in der Ukraine weiterhin bereit, die Ukraine zu unterstützen. So stimmt etwas mehr als eine Zweidrittelmehrheit (68%) der Aussage zu, dass Deutschland ukrainische Flüchtlinge aus dem aktuellen Konflikt aufnehmen solle. Das zeigt eine in 28 Ländern durchgeführte Studie des Markt- und Meinungsforschungsinstituts Ipsos. Verglichen mit den Ergebnissen der Umfrage, die kurz nach Beginn des Krieges durchgeführt wurde, nimmt die Unterstützungsbereitschaft allerdings ab. Im April des Jahres 2022 waren noch 82 Prozent der Deutschen dafür, ukrainische Flüchtlinge aufzunehmen - ein Rückgang um 14 Prozentpunkte.
Sinkende Zustimmung für militärische Unterstützung und Waffenlieferungen
Die deutschen Befragten sind mehrheitlich (75%) der Meinung, dass Deutschland es vermeiden solle, sich militärisch in den Konflikt einzumischen. Nur knapp die Hälfte der Bundesbürger (48%) befürworten die Bereitstellung von Waffen und Luftabwehrsystemen für das ukrainische Militär, im April 2022 waren es noch 55 Prozent.
Dr. Robert Grimm, Leiter der Politik- und Sozialforschung bei Ipsos, stellt dazu fest: "Dass weitere Waffenlieferungen, einschließlich Leopard-2-Panzer, keine schnelle Lösung herbeibringen, sondern den Krieg in der Ukraine immer mehr eskalieren lassen, ist eine berechtige Sorge der deutschen Bevölkerung. Leider gibt es momentan keine bessere Alternative, um Putins Imperialismus zu stoppen, als die Ukraine weiterhin zu unterstützen. Deutschland und die Deutschen spielen dabei eine wichtige Rolle."
Sanktionen: Viel Solidarität, Sorge vor steigenden Kosten
Weiterhin unterstützen viele Bundesbürger die verhängten Wirtschaftssanktionen gegen Russland. Vier von zehn Deutschen (43%) sind der Meinung, dass Sanktionen gegen Russland notwendig sind, um die Ukraine zu unterstützen und Russland dazu zu drängen, den Krieg zu beenden - auch wenn dies bedeutet, dass die Energie- und Nahrungsmittelpreise für einen längeren Zeitraum ansteigen. Demgegenüber stehen diejenigen, die sich um die wirtschaftlichen Folgen für Deutschland sorgen. So finden 30 Prozent der Befragten, dass die Sanktionen gegen Russland die wirtschaftlichen Auswirkungen auf die Energie- und Lebensmittelpreise nicht wert seien.
Wirtschaftliche Situation hemmt Unterstützungsbereitschaft
Darüber hinaus scheint die aktuell angespannte Wirtschaftslage negative Auswirkungen auf die Unterstützungsbereitschaft der Deutschen zu haben. Aktuell sind mehr als die Hälfte (56%) der Bundesbürger der Meinung, dass Deutschland es sich angesichts der aktuellen Wirtschaftskrise nicht leisten könne, die Ukraine finanziell zu unterstützen. Im vergangenen April stimmten nur 47 Prozent der Befragten dieser Aussage zu.
Von einer Krise zur nächsten: Kriegsmüdigkeit in Deutschland
Inzwischen sagen sogar 43 Prozent der Bundesbürger, dass die Probleme der Ukraine Deutschland nichts anginge und sich nicht einmischen solle. Verglichen mit der April-Umfrage ein Zuwachs um 11 Prozentpunkte.
Dr. Robert Grimm dazu: "Nach Jahren der Krisen - Flüchtlingskrise, Corona, Krieg, Energiekrise, Inflation und Klimawandel, in denen der Bevölkerung immer wieder Unterstützung abverlangt wurde, wollen viele Bürgerinnen und Bürger nicht mehr aktiv hinschauen, sondern sich passiv von Krisen und Konflikten abwenden".
Methode
Die Ergebnisse stammen aus der Ipsos Global Advisor-Studie "The World's Response to the War in Ukraine". Bei der Online-Umfrage wurden zwischen dem 25. November und dem 09. Dezember 2022 insgesamt 19.003 Personen aus 28 Ländern über das Ipsos Online Panel-System interviewt. In Kanada, Malaysia, Südafrika, der Türkei und den USA waren die Befragten zwischen 18 und 74 Jahren alt, in Thailand zwischen 20 und 74 Jahren, in Indonesien zwischen 21 und 74 Jahren und in allen anderen Ländern zwischen 16 und 74 Jahren.
Der "Globale Länderdurchschnitt" spiegelt das durchschnittliche Ergebnis für alle 28 Nationen wider, in denen die Umfrage durchgeführt wurde. Er wurde nicht an die Bevölkerungsgröße der einzelnen Länder angepasst.
In Australien, Brasilien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Kanada, Japan, Spanien und den USA umfasste die Stichprobe etwa 1.000 Personen. In Argentinien, Belgien, Chile, Indien, Indonesien, Kolumbien, Malaysia, Mexiko, den Niederlanden, Peru, Polen, Schweden, Singapur, Südafrika, Südkorea, Thailand, der Türkei und Ungarn wurden jeweils etwa 500 Personen befragt.
In 16 der untersuchten Länder ist die Internetdurchdringung ausreichend hoch, um die Stichproben als repräsentativ für die breitere Bevölkerung in den abgedeckten Altersgruppen zu betrachten: Argentinien, Australien, Belgien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan, Kanada, Niederlande, Polen, Schweden, Spanien, Südkorea, Ungarn und USA. Die verbleibenden 12 untersuchten Länder weisen eine geringere Internetdurchdringung auf. Die Stichprobe dieser Länder ist städtischer, gebildeter und/oder wohlhabender als die Allgemeinbevölkerung und sollten so betrachtet werden, dass sie die Ansichten der stärker "vernetzten" Bevölkerungsgruppe widerspiegelt.
Die Daten werden so gewichtet, dass die Stichprobenzusammensetzung jedes Marktes das demografische Profil der erwachsenen Bevölkerung gemäß den neuesten Volkszählungsdaten am besten widerspiegelt.
Wenn die Ergebnisse sich nicht auf 100 aufsummieren, liegt das an Rundungen durch die computer-basierte Zählung, erlaubte Mehrfachnennungen oder dem Ausschluss von "weiß nicht/keine Angabe" Nennungen.
Quelle: Ipsos GmbH (ots)