Bundeswehr will Soldaten vor Einsatz psychologisch durchchecken
Archivmeldung vom 15.05.2013
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Freigeschaltet durch Manuel SchmidtDie Bundeswehr will künftig die psychische Fitness von Soldaten für Auslandseinsätze testen. Das geht aus einem Sachstandsbericht hervor, den der Beauftragte des Ministeriums für Einsatztraumatisierte dem Verteidigungsausschuss des Bundestages vorgelegt hat. Der Bericht liegt der "Welt" vor.
Geplant sind regelmäßige psychologische Untersuchungen, zum ersten Mal schon bei Einstellung der Soldaten. Weiter Screenings sind demnach vor dem ersten Einsatz vorgesehen, vor Folgeeinsätzen und im Zuge sogenannter Nachbereitungsseminare. Das neue Verfahren soll erstmals Ende dieses Jahres an Soldaten erprobt werden, die nach Afghanistan geschickt werden.
Dringenden Handlungsbedarf bei der Prävention sieht unter anderen Hans-Ulrich Wittchen, Leiter des Instituts für Klinische Psychologie und Psychotherapie der Technischen Universität Dresden. "Wir sehen, dass die Erkrankten zumeist bereits vor dem Einsatz unerkannte psychische Störungen gehabt haben", sagte der Professor, der seit 2009 an einer Studie zu dem Thema arbeitet, der "Welt".
Sein Zwischenfazit: "Wir haben den Eindruck, dass die Bundeswehr bei der Entscheidung, wen sie in schwierige Einsätze schickt, noch nicht spezifisch und sensibel genug auf das Vorliegen psychischer Störungen schaut." Deswegen habe seine Arbeitsgruppe regelmäßige diagnostische Screenings vorgeschlagen. "Über die Hälfte psychischer Störungen in Folge von belastenden oder traumatischen Störungen wären so vermeidbar."
Im Jahr 2012 waren laut Bundeswehr-Statistik insgesamt 1143 Soldaten wegen einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) in Behandlung. Die Zahl steigt seit 2006 (83 Fälle) kontinuierlich. Ende 2010 hatte der damalige Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) deswegen einen PTBS-Beauftragten eingesetzt. Der erste Brigadegeneral in diesem Amt, Christof Munzlinger, hat diese Aufgabe Ende 2012 an Klaus von Heimendahl übergeben.
Ähnlich wie sein Vorgänger, schreibt von Heimendahl in seinem Bericht: "Es gibt weiterhin Bereiche, in denen Verbesserungen möglich sind." Diese beträfen vor allem die Prävention, die Verfahren zur Anerkennung einer Wehrdienstbeschädigung sowie die langfristige Perspektive Einsatzgeschädigter in der Bundeswehr.
Quelle: dts Nachrichtenagentur