Turmhoher Protest gegen Ausverkauf der Bahn
Archivmeldung vom 19.09.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittEin riesiges Preisschild haben Aktivisten der Umweltorganisation Robin Wood heute Vormittag am Turm des Berliner Hauptbahnhofs direkt unter dem Logo der Deutschen Bahn in etwa 50 Meter Höhe angebracht.
Auf dem neun mal dreizehn Meter großen
Transparent der schwindelfreien Kletterer steht
neben der Forderung "Stopp Bahnverkauf", dass der Preis der Deutschen Bahn von 183 Milliarden
Euro auf "jetzt nur noch 13 Milliarden Euro"
heruntergesetzt ist. Kommenden Freitag wird der Bundestag über den Gesetzentwurf zur
Bahnprivatisierung debattieren. Robin Wood ist eine der 13
Organisationen im Bündnis "Bahn für Alle".
Mit der Aktion will Robin Wood die öffentliche Aufmerksamkeit darauf lenken, dass der Bund die
Bahn weit unter ihrem tatsächlichen Preis an der
Börse verkaufen will. Das Bruttoanlagevermögen der Bahn beträgt nach Angaben aus dem
Bundesverkehrsministerium derzeit rund 183 Milliarden Euro.
Das sind die Kosten, die anfallen würden, wenn man das Verkehrssystem neu errichten würde.
Verschiedene Expertisen gehen von einem Verkaufserlös
von um die 6,5 Milliarden für die Hälfte der DB AG aus. Das heißt: Der Preis der kompletten Bahn
würde beim Börsengang mit nur 13 Milliarden
Euro veranschlagt, 170 Milliarden Euro öffentlichen Vermögens blieben auf der Strecke.
Am Morgen haben in mehreren Städten Aktionsgruppen von Attac und anderen Trägern des Bündnis
"Bahn für Alle" Flugblätter mit Informationen zur
Bahnprivatisierung an Bahnpendler verteilt. Viele Fahrgäste zeigten anschließend ihren Protest
gegen die Verkaufspläne und klebten sich einen
Aufkleber mit der Aufschrift "183=13 Kein Ausverkauf der Bahn!" an Jacken oder Taschen.
"Für einen Spottpreis will Verkehrsminister Tiefensee über Jahrhunderte aufgebautes
Gemeineigentum verscherbeln", sagt Monika Lege,
Verkehrsexpertin bei Robin Wood. "Das widerspricht dem Grundgesetz. Denn das schreibt in Artikel
87e vor, dass der Bund bei der Organisation des
Schienennetzes und des Schienenverkehrs das Wohl der Allgemeinheit gewährleisten muss." Auch das
am Montag veröffentlichte Gutachten der
Bundesländer bescheinigt dem Entwurf des Privatisierungsgesetzes klare Widersprüche zum
Grundgesetz. Es ist das erste Mal, dass die Bundesländer
einen Gesetzentwurf des Kabinetts per Gutachten auf seine Verfassungsmäßigkeit haben prüfen
lassen.
Erfahrungen mit privatisierten Bahnen in anderen Ländern zeigen, dass dort nicht mehr, sondern
weniger Verkehr auf der Schiene abgewickelt wird.
"Teuer, gegen die Verfassung und ökologischer Unsinn -- der Bundestag sollte übermorgen bei
seiner ersten Lesung des Bahngesetzes nicht die
Details der Netzrückübertragung klären, sondern erst einmal überzeugende Argumente präsentieren,
warum die Bahn überhaupt privatisiert werden
soll", fordert Lege. Nach einer Umfrage im Juli lehnen zwei Drittel der Bevölkerung die
Bahnprivatisierung ab.
Quelle: Pressemitteilung "Bahn für alle"