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Landraub-Vorwürfe gegen Deutsche Bank

Archivmeldung vom 08.11.2010

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 08.11.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Die internationale Menschenrechtsorganisation FIAN wirft der Deutschen Bank vor, sich über Investitionen von DWS-Fonds am Landraub in Asien, Afrika und Lateinamerika zu beteiligen. Das berichtet das ARD-Politikmagazin "Report Mainz" in seiner heutigen Sendung, 21.45 Uhr im Ersten. FIAN beauftragte Finanzanalysten, nach Investments zu suchen, über die sich deutsche Firmen am sogenannten "Land Grabbing", also Landnahme, beteiligen würden.

Die Studie, die "Report Mainz" exklusiv vorliegt (www.reportmainz.de), kommt zu dem Ergebnis, dass sich 30 deutsche Firmen und Fonds am Land Grabbing beteiligen. Roman Herre von FIAN erklärt dazu: "Herausragend ist die Rolle der Deutschen Bank. Die Deutsche Bank hat über ihre Fondsgesellschaft DWS etwa eine Viertelmilliarde Euro in Firmen investiert, die sich an diesem Land Grabbing beteiligen."

So beteiligen sich die drei Fonds DWS Global Agribusiness, DWS Invest Global Agribusiness LC und DWS World Agribusiness Mother Fund mit insgesamt 10,9 Millionen Euro am thailändischen Zuckerkonzern Khon Kaen Sugar Industry (KSL). KSL soll nach Angaben der Vereinten Nationen und verschiedener Menschenrechtsorganisationen mitverantwortlich für brutalen Landraub in Kambodscha sein. Dort habe die Firma einem Bericht der Vereinten Nationen zufolge im Jahr 2006 in einem Joint Venture mit kambodschanischen und taiwanesischen Partnern 400 Familien mit Waffengewalt von ihren angestammten Reisfeldern vertreiben lassen. Damit habe KSL nach UNO-Angaben mehrfach Menschenrechtsverletzungen begangen. Die betroffenen Bauern seien nach Vor-Ort-Recherchen von "Report Mainz" ihrer Lebensgrundlage beraubt und bis heute nicht angemessen entschädigt worden.

Die DWS Investment GmbH erklärte auf Anfrage von "Report Mainz": "Vielen Dank für Ihre wertvollen Hinweise. Wir werden die Vorwürfe umgehend überprüfen und das Unternehmen damit konfrontieren. Wie in unserem Investmentprozess üblich, werden wir dann eine Neubewertung unserer Positionierung vornehmen und uns ggf. aus dem Investment zurückziehen."

Der stellvertretende Vorsitzende im Bundestagsausschuss für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (AWZ), Thilo Hoppe von Bündnis 90/Die Grünen, sagte dazu: "Wenn das stimmt und das ist ja durchaus möglich, dann sollte das bekannt werden, die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden und sich dafür rechtfertigen müssen. Wenn sie möglicherweise selber nicht richtig informiert sind, dann sollten sie die Kurve kratzen und dieses Investment so schnell wie möglich beenden."

Christiane Ratjen-Damerau (FDP), ebenfalls Mitglied im AWZ, erklärte: "Da wäre man schon sehr schockiert, muss ich sagen. Dass eine deutsche Bank, ein großes deutsches Unternehmen sozusagen indirekt beteiligt wäre, das würde mich doch schon sehr erschüttern." Ralf Südhoff vom Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) betonte: "Wenn eine Auslandsinvestition zu so einer Landnahme führt, zu Vertreibung, zu weiterem Elend, dann ist das fatal, dann kann man sich an solchen Investitionen nicht beteiligen."

Quelle: SWR - Das Erste

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