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Sprachforscher kritisieren Zehetmairs Twitter-Schelte

Archivmeldung vom 22.12.2012

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 22.12.2012 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: Viktor Schwabenland  / pixelio.de
Bild: Viktor Schwabenland / pixelio.de

Der Vorschlag des Vorsitzenden des deutschen Rechtschreibrats Hans Zehetmair, dass Kinder SMS und Twitter erst ab 14 Jahren nutzen sollten, ist bei Sprachforschern auf Kritik gestoßen. Zehetmair hatte gesagt, dass die Nutzung der Kurznachrichtendienste dazu führe, dass die deutsche Sprache verarme. Sie werde "verkürzt, vereinfacht und einfallslos wiedergekäut". Vor allem bei Jugendlichen sei das Vokabular bei SMS und Twitter simpel, die Rechtschreibung fehlerhaft.

Das Gegenteil hat der Essener Sprachforscher Karl-Dieter Bünting beobachtet. Den Zeitungen der WAZ-Mediengruppe sagte er: "Eine SMS ist näher am Menschlichen, durch ihre Lockerheit hat sie ganz andere emotionale Qualitäten als ein Brief." Die neue Kommunikationsform mache die Sprache nicht kaputt, sondern eröffne neue Möglichkeiten des Ausdrucks, der Zwang zur Verdichtung rege die Fantasie an.

Der Duisburger Linguist Ulrich Ammon wies im Gespräch mit der WAZ darauf hin, dass es sich bei der SMS-Sprache um reine Umgangssprache handele. Die sei schon immer lässiger gewesen als die Hochsprache, die davon nicht beeinflusst werde.

Der Verein Deutsche Sprache mit Sitz in Dortmund stimmt dagegen den Aussagen Zehetmaiers zu: "Die deutsche Sprache wird zu wenig gepflegt und verfällt in bestimmten Bereichen", sagte Geschäftsführer Holger Klatte der WAZ. Er bemängelt, dass Deutsch als Schulfach zu wenig Bedeutung beigemessen werde. "Das was Zehetmair beschreibt, sind die Folgen daraus", sagte Klatte.

Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung (ots)

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