Eheberater Thurmaier: Finanzkrise stresst auch die Paarbeziehungen
Archivmeldung vom 14.01.2009
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie aktuelle Finanzkrise bringt auch Probleme in Paarbeziehungen. "Finanzielle Sorgen stressen die Liebe", sagt der renommierte Psychotherapeut und Eheberater Dr. Franz Thurmaier, 52, in der aktuellen Ausgabe des Magazins BRIGITTE.
"Darüber zu sprechen fällt aber vielen Paaren schwer. Geld ist ein Tabuthema. Das merkt man auch, wenn man sich mit Freunden trifft: Die meisten von uns würden eher fragen, wie es im Bett läuft, als danach, was jeden Monat auf dem Konto landet."
Es sei für viele so schwer, mit dem Partner über Geld zu sprechen, weil Geld eng mit Macht und Prestige verknüpft ist. "Wir glauben: Geld und Liebe, das passt nicht zusammen. Im Alltag aber treffen beide aufeinander, wir müssen darüber sprechen, und das machen wir auch, aber häufig unsachlich", so der Leiter des Instituts für Forschung und Ausbildung in Kommunikationstherapie. "Geld wird gern als Vehikel benutzt, um eine Empfindung nicht aussprechen zu müssen. Hinter einem Streit ums Geld verbergen sich meist andere Gefühle." Geld tauge zum symbolischen Streit, weil es den Geruch von Objektivität hat. In Wahrheit aber sei Geld zutiefst subjektiv. "Paare streiten, weil etwas 'zu teuer' ist. Teuer ist aber ein dehnbarer Begriff", sagt Thurmaier.
Sollte ein Partner arbeitslos werden, erlebe er einen Einbruch seines Selbstwertgefühls. "Ich muss mich fragen, wie ich meinen Partner aus seinem Selbstwertloch herausholen kann. Beim Geld funktioniert das, indem ich ihm klarmache, dass wir in einer Beziehung leben, und nicht in einer Wohngemeinschaft mit gelegentlichem Sexualkontakt. Ich muss meinem Partner zeigen: Du bist für mich mehr als der, der seine Miete bezahlt. Du bist für mich ein sehr wichtiger Mensch - unabhängig von deinem Einkommen."
Quelle: BRIGITTE