Brigitte Vielhaus: Menschenfeindliche Aussagen des römischen Lehramts dürfen keinen Bestand haben
Archivmeldung vom 03.02.2022
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićNach ihrem Bekenntnis zu einer lesbischen Partnerschaft im Rahmen der Initiative #outinchurch hat die Geschäftsführerin der Katholischen Frauen-Gemeinschaft Deutschlands (kfd), Brigitte Vielhaus, umfassende Veränderungen der katholischen Sexualmoral und des kirchlichen Arbeitsrechts gefordert.
"Die menschenfeindlichen Aussagen des römischen Lehramts dürfen keinen Bestand haben", sagte Vielhaus dem "Kölner Stadt-Anzeiger". Sie zielte hier unter anderem auf das Segnungsverbot des Vatikans für schwule und lesbische Paare, deren Beziehungen Sünde seien. "Solche Aussagen sind falsch und werden widerlegt von der Liebe und der Kraft der Menschen. Die Kirche irrt mit dieser Haltung."
Zugleich warf Vielhaus der Kirche eine Doppelmoral vor, "die selbst zum Himmel schreit". Sie nannte es "ein offenes Geheimnis, dass viele Kleriker in Beziehungen leben - dem priesterlichen Zölibat zum Trotz". Das hätten die Menschen in den Pfarrgemeinden immer schon gewusst. "Aber das wurde weggeschwiegen, um des Erscheinungsbilds der Institution nach außen. Dasselbe Systemschweigen wie im Missbrauchsskandal. Auch das muss jetzt enden", so Vielhaus.
Für ihr Outing bei #outinchurch, einer Aktion von ursprünglich 125 nicht-heterosexuellen Mitarbeitenden im Dienst der katholischen Kirche habe sie die volle Rückendeckung ihres Verbands, der größten katholischen Organisation in Deutschland mit rund 400.000 Mitgliedern. Bisher habe es keine negative Reaktion des Erzbistums Köln gegeben, auf dessen Gebiet der kfd-Verbandssitz in Düsseldorf liegt. Der "Aufschrei" von #outinchurch sei richtig, weil die Leidensgeschichten vieler Menschen, die in der katholischen Kirche nicht sie selbst sein dürften, "zum Himmel schreien", sagte Vielhaus.
Im Zuge des "Synodalen Wegs" müsse und werde zumindest beim kirchlichen Arbeitsrecht, einer spezifisch deutschen Materie, etwas passieren, prognostizierte die Theologin und Philosophin. "Die diskriminierenden Klauseln in den Arbeitsverträgen müssen fallen. Das haben auch zahlreiche Bischöfe und Generalvikare inzwischen so deutlicherklärt, dass sie ihre letzte Glaubwürdigkeit verlieren, wenn das jetzt nicht 'Schwarz auf Weiß' folgt."
Quelle: Kölner Stadt-Anzeiger (ots)