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Philosoph Peter Sloterdijk sieht den Westen in einer Fundamentalkrise

Archivmeldung vom 15.04.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 15.04.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Der Philosoph Peter Sloterdijk sieht den Westen gleich in mehreren fundamentalen Krisen. "Europa befindet sich in einer massiven demo-graphischen Krise. Die quantitativen Verhältnisse zwischen Alt und Jung stimmen seit langem hinten und vorne nicht mehr", sagte er dem "Kölner Stadt-Anzeiger".

"Wir erleben obendrein eine riesenhafte ökonomische Krise, die innerhalb des aktuellen Krisenkomplexes gleichwohl noch vergleichsweise die mildeste Größe sein dürfte, und an der Spitze steht die anhaltende ökologische Krise. Sie ist im letzten Vierteljahrhundert baga-tellisiert worden und kommt nun mit Furcht erregender Dringlichkeit erneut auf die Tagesordnung. Dieses dichte Bündel an Krisen könnte man fast zu einer halbgöttlichen Instanz zusammenfassen: 'Die Krise' - sie hat für uns eine nahezu transzendente Autorität." Der Mensch stehe vor der gewaltigen Aufgabe, die Verhältnisse zu ändern. Die Menschheit heute sei nicht die erste Generation, die von dem absoluten Imperativ "Du musst dein Leben ändern" angesprochen werde. "Von der Antike an hörten die Eliten ihrer Zeit diese gebietende Stimme - einmal unter theologischem Vorzeichen, einmal unter athletischem, einmal unter philosophischem, einmal unter ästhetisch-virtuosem - und zu jeder Botschaft dieser Art gehörte ein starker Absender", sagte Sloterdijk. "Heute erleben wir einen erneuten Sinnwandel des absoluten Imperativs - und diesmal ist es 'die Krise', die sich an die Eliten von morgen wendet. Sie ist der starke Absender unserer Zeit. Sie ist es, die den neuen kategorischen Imperativ autorisiert, wie ihn etwas Hans Jonas hingeschrieben hat: Wir sollen uns stets so verhalten, dass die Folgen unseres Handelns mit authentischem menschlichem Leben auf Erden auch für künftige Generationen verträglich bleiben."

Quelle: Kölner Stadt-Anzeiger

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