Kirchenrechtler Schüller: Visitation in Köln sehr gravierende Entscheidung - Woelki muss alles offenlegen
Archivmeldung vom 28.05.2021
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićDer Kirchenrechtler Thomas Schüller bewertet die Entscheidung für eine Apostolische Visitation in Köln als sehr gravierend: "Sie zeigt, wie ernst der Vatikan die Entwicklung in Köln nimmt", sagte Schüller der Kölnischen Rundschau (Samstagausgabe). Zuletzt habe es eine solche Maßnahme in Deutschland im Bistum Limburg gegeben, sie habe zur Ablösung des Bischofs Franz-Peter Tebartz-van Elst geführt.
"Aber auch wenn das in Limburg so gelaufen ist, deshalb sollte man die Entscheidung nicht als Vorverurteilung missverstehe", betonte Schüller, der als Professor Kirchenrecht an der Universität Münster lehrt: "Es geht jetzt darum, das alles objektiv zu überprüfen - ebenso wie im Fall der anderen betroffenen Bischöfe."
Schüller erläuterte, die Visitatoren hätten "umfassende Rechte": "Das heißt, Kardinal Woelki muss ihnen alle Türen, alle Aktenschränke öffnen, alles offenlegen. Sie dürfen sich mit allen Gesprächspartnern treffen, deren Befragung sie für sinnvoll halten. Also zum Beispiel auch mit zurückgetretenen ehemaligen Mitgliedern des Betroffenenbeirats." Wichtig sei, dass beide Visitatoren Deutsch sprächen.
Sollte die Visitation Woelki nicht entlasten, hätte der Papst nach Schüllers Angaben die Möglichkeit, einen Apostolischen Administrator nach Köln zu schicken. "Woelki bliebe Erzbischof, könnte und müsste sich aber natürlich überlegen, ob er nicht seinen Rücktritt anbietet." Schüller brachte aber auch ein anderes Szenario ins Spiel: "Wenn Woelki persönlich entlastet wird, könnte man ihn auch in ein hohes kirchliches Amt in Rom berufen. Bei mehreren wichtigen Kongregationen, etwa der Kleruskongregation, wird eine neue Leitung gesucht. Das könnte ein interessanter Ausweg sein."
Quelle: Kölnische Rundschau (ots)