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Evangelische Kirche vergleicht EU-Krise mit Reformationskonflikten

Archivmeldung vom 27.12.2016

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 27.12.2016 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Bild: Dieter Schütz / pixelio.de
Bild: Dieter Schütz / pixelio.de

Der EKD-Kulturbeauftragte Johann Hinrich Claussen sieht zahlreiche Parallelen zwischen der Krise der Europäischen Union (EU) und Konflikten der Reformationszeit. "Für viele ist Brüssel heute das, was früher Rom war", sagte Claussen der "Welt". Als Beispiel verwies er auf Parallelen zwischen dem britischen EU-Austritt und dem Abfall des englischen Königs Heinrich XVIII. (1491-1547) von Rom. "Wo Heinrich `Papst` schrieb, setzen die Brexit-Propagandisten `EU-Kommission`", sagte Claussen.

Damals wie heute gebe es die "Vorstellung, die Engländer würden schikaniert von einer übernationalen, intransparenten, politisch nicht legitimierten und nationales Recht brechenden Behörde auf dem Kontinent". Auch in anderen europäischen Staaten würden heute angesichts von Zentralisierungstendenzen in der EU wieder Fragen gestellt, die bereits in der Reformationszeit anhand des Verhältnisses zwischen Einzelterritorien und dem Kaiser oder dem Papst aufgeworfen worden seien.

"Gibt es eine gemeinsame Idee? Hat man einen Nutzen von ihr? Soll man ihretwegen Souveränität aufgeben?" Daher könne man "beim Blick in den fernen Spiegel der Reformationszeit erkennen", was in Europa zu berücksichtigen sei, "wenn man gemeinsame Lösungen sucht", sagte Claussen. Parallelen zwischen der Reformationszeit und Konflikten innerhalb der EU sieht Claussen auch bei der Euro-Krise und dem Schuldenstreit zwischen Deutschland und südeuropäischen Staaten.

So habe Martin Luther bei seinem Protest gegen den Papst "die Ressentiments" bedient, die damals "im Reich gegenüber Rom und den Italienern bestanden, welche `uns das Geld abluchsen`", sagte Claussen. Diese Mentalitäten seien "bis heute präsent" und bekämen "besondere Wucht, wenn ein Systemproblem wie der Euro moralisch traktiert" werde.

Dann, so Claussen, "schimpfen die Deutschen über die verschwenderischen Südeuropäer so, wie die Reformatoren gegen die päpstliche Prunksucht protestierten, während sich umgekehrt die Südeuropäer über die kulturlosen Krämerseelen im! Norden kaum anders erregen als damals die vatikanischen Renaissance-Intellektuellen".

Quelle: dts Nachrichtenagentur

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