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Michael Groß: Das IOC verrät die olympischen Ideale

Archivmeldung vom 06.08.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 06.08.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Der Schwimmer Michael Groß, der in den achtziger Jahren dreimal olympisches Gold gewonnen hat, wirft dem International Olympic Committee (IOC) Untätigkeit vor. "Das IOC hätte sich längst um die Verständigung von Tibetern und Chinesen kümmern und auch die Verletzungen von Menschenrechten in China deutlicher ansprechen müssen.

Eine unpolitische Organisation wie diese ist am ehesten geeignet, Brücken zu bauen. In der Olympischen Charta ist das Ziel der Völkerverständigung festgeschrieben. Die Olympischen Spiele sind kein Feld-Wald-und-Wiesenfest, sondern ein politisches Statement. Aber das IOC ist leider selbst kein Hort der Demokratie, sondern ein Club von Leuten, die sich selber wählen", sagt er der ZEIT.

Groß weiter: "Politische Meinungsäußerung an den olympischen Stätten ist verboten, und das finde ich richtig. Es gibt so viele Missstände, gegen die man protestierten könnte, die Todesstrafe, Guantanamo, das würde Olympia überfordern." Außerhalb des Olympischen Dorfs und der Stadien, fährt Groß fort, "muss es aber möglich sein, seine Meinung kundzutun. Das hat Jacques Rogge, der Präsident des Internationalen Olympische Komittees, vor kurzem erst zugesichert. Er sollte schon mal überlegen, was er sagt, wenn die Chinesen das nicht tolerieren. Die Zensur der Olympia-Journalisten, die nicht frei im Internet recherchieren können, ist der erste Sündenfall - erbärmlich! Das IOC verrät die olympischen Ideale."

Auf Doping angesprochen sagt Groß: "Es gibt immer noch Weltklasse-Leistungen ohne Doping, der Überzeugung bin ich. In manchen Sportarten hat sich in den letzten Jahren jedoch viel in die falsche Richtung entwickelt. Heute ist es im Radsport normal, in jungen Jahren gleich Cortison zu nehmen, wenn das Knie zwickt. Und zum Doping ist es vom legalisierten Medikamentenmissbrauch nur ein kleiner Schritt. Ich begreife nicht, dass Menschen es sich antun, Mittel mit unbekannten Nebenwirkungen zu nehmen. Ich war mal Mitglied der Anti-Doping-Kommission im Radsport. Wir gaben die Arbeit nach kurzer Zeit auf, denn wir hatten nicht die ausreichende Unterstützung des Verbands. Es war ein Morast. Man trat rein und ging unter."

Quelle: DIE ZEIT

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