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NRW-Ministerium will Zuschauerausschluss bei Bundesligaspielen durchsetzen

Archivmeldung vom 23.10.2020

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 23.10.2020 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Innenansicht des RheinEnergieStadions. Das Stadion wird überwiegend vom 1. FC Köln für die Spiele seiner Fußball-Profimannschaft genutzt.
Innenansicht des RheinEnergieStadions. Das Stadion wird überwiegend vom 1. FC Köln für die Spiele seiner Fußball-Profimannschaft genutzt.

Foto: Sascha Brück
Lizenz: GFDL
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Den Fußball-Bundesligisten und anderen Profiklubs in NRW drohen weitere Geisterspiele ganz ohne Fans. Das Landesgesundheitsministerium stellte klar, dass bei bundesweiten Teamsportwettbewerben Zuschauer komplett auszuschließen sind, sobald die Zahl der Corona-Neuinfektionen am Austragungsort bei mehr als 35 Fällen pro 100.000 Einwohner binnen einer Woche liegt.

Bislang ließen die zuständigen Behörden in diesen Fällen oft noch 300 Zuschauer zu den Spielen zu. Die Bezirksregierungen sollen nun die Einhaltung der Rechtsauffassung sicherstellen, teilte das Ministerium mit. Das berichtet das in Bielefeld erscheinende Westfalen-Blatt.

Zuvor hatte es Irritationen um die Auslegung der NRW-Coronaschutzverordnung gegeben. Arminia Bielefeld durfte vergangenen Samstag gegen Bayern München keine Fans ins Stadion lassen. Die Stadt Bielefeld hatte dies wegen einer Infektionsrate von 50 untersagt. Dagegen trugen aber Schalke, Köln und Mönchengladbach ihre Heimspiele vor jeweils 300 Zuschauern aus - obwohl die Infektionsraten in diesen drei Städten deutlich über 35 und zum Teil auch über 50 lagen. Seit dem Saisonstart Mitte September dürfen Klubs in einer Testphase zunächst bis Ende Oktober bis zu 20 Prozent der Stadionplätze besetzen - solange die wöchentliche Infektionsrate 35 Fälle pro 100.000 Einwohner nicht übersteigt. Wurde dieser Wert überschritten, ließen die Städte bislang meist einige hundert Fans ins Stadion.

Die Zahl von 300 Zuschauern, aber neuerdings auch bis zu 1000 Fans im Freien bei Infektionsraten von 35 bis 50 beziehungsweise bis zu 500 Zuschauer bei Werten über 50 sieht die Coronaschutzverordnung des Landes NRW nur für regionale Ligen und Wettkämpfe vor, teilte das Ministerium mit. Die Behörde erklärte die größeren Restriktionen bei bundesweiten Wettbewerben damit, "dass diese mit einem Zuschaueraufkommen zusätzlich - selbst bei dem formalen aber kaum kontrollierbaren Ausschluss von 'Gäste-Tickets' - mit bundesweiten Reisetätigkeiten verbunden sind und damit in den Stadien auch Infektionsrisiken aus dem ganzen Bundesgebiet zusammenkommen". Dies sei bei der gebotenen und gerichtlich bestätigten Betrachtung der Coronaschutzverordnung bei rein landesbezogenen Ligen nicht in dieser Weise der Fall.

Die in einer Anlage zur NRW-Coronaschutzverordnung aufgeführte Regelung für "bundesweite Teamwettbewerbe" sei eine spezielle Vereinbarung, die auf einer Absprache zwischen Bund und Ländern basiere und bundesweit gelte. Dem widerspricht in der Praxis aber, dass nicht nur in NRW einzelne Kommunen bei Überschreiten der Marke von 35 neuen Corona-Fällen pro 100.000 Einwohner in sieben Tagen bislang die anderen Regelungen der Coronaschutzverordnung angewendet und 300 Fans zugelassen haben.

Auch in anderen Bundesländern wird in diesen Fällen ebenfalls von Landesrecht Gebrauch gemacht: So durfte etwa Hertha BSC Berlin am vergangenen Wochenende vor 4000 Zuschauern spielen, denen aber Gesänge verboten waren. Union Berlin soll sein Heimspiel gegen den SC Freiburg am Samstag vor rund 4500 Fans austragen dürfen. Ein entsprechendes Hygienekonzept des Klubs ist vom zuständigen Gesundheitsamt im Stadtbezirk Treptow-Köpenick genehmigt worden. Auch hier unter der Auflage, dass Fangesänge und Sprechchöre zu unterlassen sind. Der FSV Mainz 05 soll nach zuletzt 250 Zuschauer dieses Mal angesichts des stärkeren Infektionsgeschehens noch 100 Fans ins Stadion lassen dürfen. Damit drohen den NRW-Teams nun Wettbewerbsnachteile.

Alleine schon die sehr unterschiedlichen Regelungen in NRW, "die den bundesweiten Teamsport schlechter als alle anderen Sportveranstaltungen" stellen, sei für viele Vereine und Fans nicht nachzuvollziehen, kritisiert Ingo Nürnberger, Corona-Krisenstabsleiter der Stadt Bielefeld: "Das kann die Akzeptanz der Regelungen insgesamt untergraben - zumindest bei den Fans des bundesweiten Teamsports." Nürnberger hatte zuletzt betont, dass ihm Spiele mit Fans bei Arminia Bielefeld wenig Sorge bereiteten - dank des Corona-Schutzkonzepts des Vereins.

Quelle: Westfalen-Blatt (ots)


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