Kaum Interesse am America's Cup beim deutschen Publikum
Archivmeldung vom 11.04.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittBeim 32. America's Cup, der am 16. April vor der spanischen Küste startet, zahlen Sponsoren hohe Summen an die teilnehmenden Teams. Doch der Werbeeffekt ist fraglich.
Wie
das Wirtschaftsmagazin 'Capital' berichtet, liegt das nach einer exklusiven Studie der Kölner
Sponsoringberatung Sport + Markt am mangelnden Interesse vieler
segelinteressierten Deutschen an der Regatta. Danach zeigen 32
Prozent gar kein und 35 Prozent nur geringes Interesse an der
Königsklasse. Auch die einzelnen Teams sind selbst den Fans des
maritimen Wettkampfs kaum geläufig. Nur jeder Fünfte kennt das von
T-Systems geförderte südafrikanische Team Shosholoza, nur jeder
Dritte kann mit den Crews United Internet Team Germany und BMW Oracle
Racing Team etwas anfangen.
Deutsche Konzerne wie Allianz, BMW, T-Systems und United Internet
sind im aktuellen America's Cup so stark involviert wie nie zuvor. Im
Kielwasser der Regatta hoffen sie auf einen positiven Image-Transfer
- und investieren Rekordsummen. Allein die Budgets der teilnehmenden
Teams reichen nach einer Schätzung der Karlsruher Marktforschung IFM
von 25 Millionen Euro (Shosholoza) über 30 Millionen Euro (United
Internet Germany) bis hin zu 100 Millionen Euro (Alinghi) oder gar
130 Millionen Euro Euro (BMW Oracle Racing). Alles in allem steht den
zwölf Crews ein Etat von rund 660 Millionen Euro zur Verfügung.
Mit dem mangelnden Interesse gehen die Sponsoren unterschiedlich
um. Christian Rätsch, Markenverantwortlicher bei T-Systems, sagt:
"Den Bekanntheitsgrad des Teams stufen wir als gut ein." Für ihn
seien in erster Linie die IT-Geschäftskunden relevant. Und diese
Zielgruppe habe eigenen Untersuchungen zufolge eine "hohe Affinität
zum Segeln". Michael Mronz, der das deutsche United-Internet-Boot
vermarktet, räumt ein: "Segeln ist eine Sportart, die man als Sponsor
erst aufbauen muss - wie seinerzeit die Telekom den Radsport." Die
Allianz, Co-Sponsor des BMW-Oracle-Bootes, erhofft sich weniger in
Deutschland als in Italien, Spanien, Frankreich und den USA die
entsprechende Aufmerksamkeit: "Wir wollen eine internationale
Zielgruppe erreichen und gehen international von 30 Prozent mehr
TV-Präsenz gegenüber 2003 aus", sagt Björn Widemann, der das globale
Sponsorship der Allianz steuert.
In den deutschen Sendeanstalten kehrt zum Höhepunkt der Rennserie allerdings Ernüchterung ein. Obwohl die Rennen nachmittags stattfinden, werden sie von der ARD aus Quoten-Gründen überwiegend als Konserve ins Nachtprogramm oder auf den Digitalkanal geschoben. "Wenn man ein bisschen an die Zuschauer denkt, darf man da nicht Segeln senden", sagt der verantwortliche Sportredakteur Günther Betz. Das ZDF strahlt immerhin die erste Woche live aus - und will dann anhand der Quoten ebenfalls über die Nachtoption nachdenken.
Quelle: Pressemitteilung Wirtschaftsmagazin 'Capital' (Ausgabe 9/2007, EVT 12. April)