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Archivmeldung vom 23.03.2015
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 23.03.2015 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittMit wem mag man Severin Freund wohl am ehesten vergleichen? Mit Janne Ahonen, dem Schweiger aus Finnland? Mit Martin Schmitt und Jens Weißflog, seinen deutschen Vorgängern als Gesamtweltcupsieger? Mit Hannawald wegen des Fluggefühls? Oder mit Ammann und Prevc, dem Schweizer und dem Slowenen, weil Freund nach dem Absprung ähnlich spektakulär in die Vorlage geht, wie die Genannten? Alles Quatsch! Freund ist einfach nicht in eine Schablone zu pressen. Der Niederbayer hat mit allen Genannten allerdings eines gemeinsam: Erfolg!
Und so sucht man natürlich nach den Orientierungsmöglichkeiten, den Hilfen bei der Einordnung seiner in dieser Saison überragenden Leistungen, die letztlich in den Gewinn des Gesamtweltcups mündeten.
Severin Freund selbst hatte den Gesamtweltcup vor Saisonbeginn als Traumziel ausgegeben, fühlte sich im Herbst durchaus nicht in der Lage, diesen Traum schon in dieser Saison zu realisieren. Als der Weltcup der Skiadler in Klingenthal seinen Anfang nahm, da meinte der 26-Jährige, die große Kristallkugel sei schon mehr wert als Weltmeistertitel oder Tournee-Erfolge. Sie sei vielmehr Ausdruck von kontinuierlichen Spitzenleistungen über einen ganzen Winter hinweg.
Die abgelaufene Serie hat den Bayern einerseits bestätigt, nur bei jener legendären Vierschanzentournee lief es beim Skiflugweltmeister nicht wie gewünscht. Als Zweiter des Gesamtweltcups angereist, hatte der Mann vom WSV DJK Rastbüchl (zurecht) Ansprüche geltend gemacht, im Kampf um die Gesamtwertung mitspringen zu wollen – doch schon nach Oberstdorf konnte er diese Ziele begraben. Dass es am Ende doch etwas zu bejubeln gab aus DSV-Sicht, lag in Innsbruck an Freunds Zimmerkollege Richard Freitag, der mit seinem Sieg am Bergisl eine endlose Durststrecke für die Deutschen ohne Tournee-Tageserfolg beendete.
Ansonsten aber war Freund ein Muster an Konstanz, übertraf dabei sogar noch seine Top-Leistungen aus dem Vorjahr. Damals hatte man den Eindruck, die Goldmedaille mit dem Team bei den Olympischen Spielen in Sotschi sei eine Art Initialzündung für den Bayern gewesen, hätten neue Kräfte freigelegt. In diesem Winter glänzte der König der Lüfte aber auch in den Einzelwettbewerben der WM, holte Gold und Silber, dazu noch einen Titel mit dem Mixed-Team. Und ließ anschließend nichts mehr anbrennen – schnappte sich die Weltcupführung, verteidigte diese und gewann souverän beide Wettbewerbe des, zumindest aus skandinavischer Sicht, äußerst prestigeträchtigen Springens am Holmenkollen in Oslo – und das Fliegen ist sowieso Freunds Spezialität. Nun ja: Die Slowenen kamen auf ihrer neuen Skiflugschanze dieses Mal besser zurecht, trotzdem hat es gereicht, was für eine Punktlandung. Überaus verdient!
Was fehlt nach diesem Winter noch, um aus der illustren Schar hervorragender Skispringer noch ein Stückchen herauszuragen. Nicht mehr viel! Vielleicht ein Olympiasieg in einer Einzelkonkurrenz, auf alle Fälle aber der Tourneeerfolg. Der – so hatte Freund vor der Saison gesagt – sei ähnlich schwierig zu holen, wie der Gesamtweltcup. Weil auch in diesem Falle gleich mehrmals hintereinander alles passen müsse. Ein Ziel aber wird die Tournee für Severin Freund auf alle Fälle bleiben. Und egal, ob mit Tourneesieg und Olympia-Einzelgold oder ohne – im Club der deutschen Skisprunghelden ist Severin Freund spätestens mit dem Sieg im Gesamtweltcup endgültig sicher gelandet!
Quelle: Viessmann Werke