Skispringerin Ulrike Gräßler gibt Rücktritt bekannt
Archivmeldung vom 28.07.2018
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittUlrike Gräßler beendet ihre aktive Laufbahn als Skispringerin. Die 31-Jährige WM-Medaillengewinnerin vom Vogtländischen Skiclub Klingenthal hatte in den zurückliegenden zwei Jahren kaum Wettkämpfe bestritten. Grund waren schwere Verletzungen, die sich die Eilenburgerin bei einem Sturz im Continentalcup 2015 in Notodden zugezogen hatte.
Gräßler arbeitete sich zurück ins Team, trat zum Ende des letzten Winters nochmals im Weltcup an und sprang beim Comeback in Zao auch in die Punkteränge. Einen Kaderplatz für die neue Saison konnte sie sich aber nicht sichern. Für die Bundespolizistin laufen damit auch die Spitzensportförderung und die Freistellung vom Dienst bei ihrer Behörde aus. "In dieser Situation habe ich mich entschieden, meine Laufbahn als Spitzensportlerin zu beenden." Gräßler will sich nun auf ihren beruflichen Werdegang bei der Bundespolizei konzentrieren.
Zwischen Dezember 2011 (Lillehammer) und März 2018 (Oberstdorf) bestritt Ulrike Gräßler 56 Weltcupspringen. Sie erreichte 17 Top-Ten-Platzierungen, zwei dritte Plätze in Predazzo und Zao (2012) waren ihre besten Einzelresultate, Rang vier in der Gesamtweltcupwertung 2011/2012 Saisonbestleistung.
Vorher hatte sie aber zwischen 2007 und 2010 bereits, ehe der "Continentalcup" zum "Weltcup" wurde, 15 Continentalcupsiege und 38 weitere Podesplatzierungen erreicht. Zwischen 3.3.2009 (Zao) und 7.3.2010 (Zakopane) holte Ulrike Gräßler bei 29 aufeinander folgenden Continentalcups sieben Siege, elf zweite, vier dritte und fünf vierte Plätze sowie Platz fünf und acht. In der Saison 2006/07 verpasste Gräßler als Gesamtwertungszweite die Auszeichnung der Saisonbesten um 88 Punkte, 2008/09 als Dritte um 164, 2009/10 als erneute Zweite um 337.
Herausragend sind auch Gräßlers WM-Medaillen bei der ersten Damen-WM-Teilnahme überhaupt 2009 in Liberec (CZE, Einzelsilber) und 2013 bei der WM-Mixed-Teampremiere in Predazzo (ITA, Bronze, mit Carina Vogt, Richard Freitag und Severin Freund) - mit Gräßler tritt die erste deutsche Skisprungmedaillengewinnerin ab. Die Vorkämpferin für das Damenskispringen war auch bei der Olympiapremiere 2014 in Sotschi (22.) am Start.
Stimmen zum Rücktritt
Andreas Bauer, Bundestrainer Skisprung Damen: "Ulrike Gräßler ist eine Pionierin, die sich vom ersten Tag ihrer Karriere als Leistungssportlerin an auch für die Weiterentwicklung ihrer Disziplin eingesetzt hat. Sie hat, über ihre eigenen Ziele hinaus, für die Anerkennung des Damenskispringens gekämpft und viel erreicht. Sie war eine von vier international herausragenden Springerinnen, als wir noch COC-Status hatten, im Weltcup für mich als Bundestrainer jahrelang Leistungsträgerin im Team und hat uns bei den ersten Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen vertreten. Mit Ulrike beendet eine großartige Sportlerin ihre Laufbahn, die dem Damenskispringen und dem Deutschen Skiverband hoffentlich immer verbunden bleibt."
Horst Hüttel, Sportlicher Leiter Skisprung: "Ulrike Gräßler war zu Beginn des internationalen Damenskispringens die Leistungsträgerin in Deutschland. Mit ihrem Silbermedaillengewinn in Liberec hat sie das Damenskispringen in Deutschland in die heutige Richtung gelenkt. Sie kann stolz auf ihre Karriere sein, sie hatte herausragende Erfolge. Ulrike steht außerdem für den Beginn und die weitere Entwicklung der Öffentlichkeitswirksamkeit ihrer Disziplin in Deutschland."
Carina Vogt, Olympiasiegerin: "Mit Ulrike hört nicht nur eine Springerin auf, die uns allen in Deutschland den Weg geebnet hat. Für mich persönlich geht auch eine sehr gute Freundin und Wegbegleiterin der ersten Stunde. An ihrer Seite habe ich viel gelernt, das hat mich in Teilen auch geprägt. Es waren erfolgreiche, coole Jahre an ihrer Seite. Danke, Ulle!"
Offiziell verabschiedet wird Ulrike Gräßler im Rahmen des Klingenthal-Grand-Prixs am 2./3. Oktober 2018.
Quelle: DSV