Philipp Lahm: "Ich glaube, dass Uli Hoeneß noch zu tatkräftig ist, um loszulassen"
Archivmeldung vom 29.03.2017
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittKapitän Philipp Lahm hat der Bundesliga-Konkurrenz seines FC Bayern München zum Abschluss seiner Karriere kein gutes Zeugnis ausgestellt. Nicht allein die Stärke des designierten Meisters sei für den riesigen Vorsprung von 13 Punkten in der Liga verantwortlich, sondern auch die Schwäche der Gegner, bekannte der Kapitän des FC Bayern München im exklusiven Gespräch mit dem stern.
Lediglich Borussia Dortmund habe laut Lahm "eine unglaublich talentierte Mannschaft. Die hätten die Bundesligasaison auch enger gestalten können. Beim Rest fehle es "den meisten an Qualität, das muss man so deutlich festhalten", so Lahm. Am deutlich größeren Budget seines Vereins allein liege dies nicht: "Die finanziellen Verhältnisse in der Liga waren in den Jahren, als wir Zweiter oder Vierter geworden sind, nicht so sehr anders. Ich glaube nicht, dass es nur an Bayern München liegt, dass es bei uns so gut läuft", sagte Lahm dem stern. "Wenn wir nach 25 Spieltagen 13 Punkte Vorsprung haben, heißt das, dass sich auch andere gut gestellte Klubs wie Schalke oder Wolfsburg nicht so aufgestellt haben, dass sie konstant gewinnen."
Einblicke gewährte Lahm in der Frage, warum er nach seinem Karriereende im Sommer nicht Sportdirektor seines Klubs wird. Vor allem der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge hatte sich für Lahm in dieser Rolle stark gemacht. "Generell kann man nur Dinge rund um die Mannschaft beeinflussen, wenn man die Verantwortung hat", erklärte Lahm nun und ließ durchblicken, dass vor allem mit dem Präsidenten Uli Hoeneß bei den Verhandlungen um eine Neuverteilung von Kompetenzen in der Führungsetage keine Einigkeit erzielt werden konnte. "Ich glaube, dass Uli Hoeneß noch zu tatkräftig ist, um loszulassen. Zu jung. Er will die Dinge selbst beeinflussen. Und das ist auch sein gutes Recht, er ist Aufsichtsratsvorsitzender und hat Unglaubliches für den Klub geleistet."
Seine natürlichen Nachfolger in einer Führungsrolle beim FC Bayern München sieht er in den beiden Nationalspielern Thomas Müller und Manuel Neuer. Vom gezielten Zukaufen von sogenannten Führungsspielern hält Lahm nichts: "Einen Spieler zu holen und zu sagen, der trägt jetzt diese Elf und hält alles zusammen, das funktioniert nicht. Mit dem Verein groß zu werden, an ihm und mit ihm zu wachsen, das ist das Wichtigste." Er selbst habe das Gefühl, "seine Karriere ausgereizt" zu haben. "Ich kann viele Situationen auf dem Feld jetzt noch lösen, aber schon nicht mehr in der Regelmäßigkeit, wie ich das früher getan habe."
Quelle: Gruner+Jahr, STERN (ots)