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Sportmediziner kritisiert Dopingstudie scharf

Archivmeldung vom 09.08.2013

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 09.08.2013 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Manuel Schmidt
Bild: Stephanie  Hofschlaeger / pixelio.de
Bild: Stephanie Hofschlaeger / pixelio.de

Der Sportmediziner Wildor Hollmann hat erklärt, dass es in Deutschland nie eine staatlich geförderte, systemische Dopingforschung gegeben habe. Erstmals seit der Veröffentlichung der Studie "Doping in Deutschland von 1950 bis heute" hat sich der 88-Jährige in einem Interview mit dem "Handelsblatt" (Freitagausgabe) zu den Vorwürfen geäußert, er habe in den 1970er- und 1980er-Jahren Dopingforschung betrieben: "Die Dopingfahnder haben keine Ahnung von Medizin. Sie haben den großen Fehler gemacht, alle Forschung mit Doping zu betiteln, die mit Leistung zu tun hat. Ohne unsere leistungsbezogenen Studien gäbe es heute keine Präventivmedizin, keine Reha-Zentren."

Auch zu seiner eigenen Rolle nahm der Internist Stellung. In dem Interview bestätigte der Kardiologe die Angaben der Dopingforscher, die Re-Transfusion von Eigenblut erforscht zu haben. Mit den Tests an 17 Sportstudenten habe er jedoch lediglich ermitteln wollen, wie viel Eigenblut nötig sei, um nach Blutentnahmen die alte Leistungsfähigkeit wiederherzustellen. "Von Doping hat bei uns kein Mensch je auch nur ein Wort geredet."

Dem Vorwurf, das Mittel Actovegin in den 1980er-Jahren an Radsportlern und Spielern der Hockeynationalmannschaft erforscht zu haben, widersprach er. Zwar habe er Experimente mit dem Medikament, das aus Kalbsblut gewonnen wird und die Sauerstoffbindung im Blut erhöht, durchgeführt - jedoch nie an Spitzensportlern. "Sollte so etwas gelaufen sein, dann völlig an mir vorbei. Ohne mein Zutun, ohne meinen Willen. Natürlich ist es möglich, dass einer der 67 Ärzte, die im Laufe der Zeit für mich gearbeitet haben, eventuell in einem der Labore solche Tests machte, das war für mich nicht zu kontrollieren."

Der frühere Rektor der Deutschen Sporthochschule Köln wies auch den Vorwurf zurück, die Ergebnisse seiner Studien hätten wichtige Ergebnisse für dopingbereite Sportler geliefert. "Dann ist schon Zähneputzen Doping, weil ich damit die Leistungsfähigkeit meines Gebisses steigere. Das ist alles eine Frage der Definition. Für mich ist Doping nur das, was laut den Gesetzen verboten ist. Alles andere hat nichts mit Doping zu tun", sagte der 88-Jährige.

Hollmann hat als Sportmediziner Geschichte geschrieben: Für seine Studien erhielt der frühere Präsident des Deutschen und Internationalen Sportärzteverbandes zahlreiche nationale und internationale Forschungspreise. Der Internist betreute jahrelang die Fußball- und Hockey-Nationalmannschaften.

Quelle: dts Nachrichtenagentur

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