Corona-Debatte vor Bundesliga-Start: Dürfen bald nur noch Geimpfte die ins Stadion gehen?
Archivmeldung vom 11.08.2021
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 11.08.2021 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Anja SchmittAm Samstag startet die Fußball-Bundesliga wieder. Es wird die zweite Saison in der Corona-Pandemie. Daher denken viele Vereine darüber nach, nur noch geimpften Fans den Zutritt ins Stadion zu erlauben. Vorreiter ist dabei der 1. FC Köln. Clubs wie Leipzig und Wolfsburg sind dagegen. Hertha BSC wartet ab, bis die Politik entscheidet. Dies berichtet das russische online Magazin „SNA News“ .
Weiter heißt es diesbezüglich auf deren deutschen Webseite: "Nach einer aus deutscher Sicht enttäuschenden Fußball-Europameisterschaft startet am Wochenende Deutschlands höchste Spielklasse, die Bundesliga, in die neue Saison. Traditionsvereine wie der 1. FC Köln und Borussia Dortmund denken öffentlich darüber nach, nur Geimpfte zu den Spielen in die Stadien zu lassen.
Beide Teams haben bereits die erste Runde im DFB-Pokal erfolgreich überstanden und spielten dabei vor halbvollen Rängen. Darunter Geimpfte, Genesene, aber auch Fußball-Fans mit negativem Covid-Test. Letztgenannte dürfte es bald hart treffen, wenn es nach den Plänen vieler Vereins-Chefs geht.
Vor dem Hintergrund der immer noch grassierenden Corona-Pandemie „dürfen in Köln und Dortmund nur mehrheitlich Geimpfte ins Fußballstadion“. Das berichtet das ZDF aktuell. Während der Kölner Club plant, bald nur noch Geimpfte und Genesene ins Stadion zu lassen, meldet die PR-Abteilung des BVB, die Borussia wünsche sich, dass mehrheitlich geimpfte Fans die Spiele in ihrer Arena besuchen. Der Verein setze auf Freiwilligkeit.
Zum Vorgehen des Fußball-Bundesligisten FC Köln sagte Erwin Rüddel (CDU) im Deutschlandfunk (DLF), dies sei vertretbar und vom privaten Hausrecht des Clubs gedeckt. In dem Punkt solle sich die Politik raushalten.
Rüddel ist Vorsitzender des Gesundheitsausschusses im Bundestag. Im gleichen Atemzug prognostizierte er, dass „wir noch in fünf Jahren Masken tragen werden zum Schutz gegen das Coronavirus“.
Spaltung in der Politik – jetzt auch im Sport
In einem anderen Beitrag beschreibt der DLF die aktuelle „Debatte über einheitliche Zugangsregeln für Stadionbesucher“. Der CDU-Politiker und ehemalige Kunstturner Eberhard Gienger sagte, eine Unterscheidung zwischen geimpften, genesenen oder negativ getesteten Zuschauern in der Bundesliga sei „aus verfassungsrechtlichen Gründen problematisch“.
FDP-Sportpolitikerin Britta Dassler meinte, „im Stadion spricht man von einem Außenbereich mit geringem Ansteckungsrisiko“. Daher lasse sich eine Zugangsreduzierung auf Geimpfte und Genesene kaum rechtfertigen.
In den vergangenen Tagen „war eine Diskussion über Beschränkungen für den Stadionbesuch entbrannt. Als erster Bundesligist will der 1. FC Köln ab dem zweiten Heimspiel nur noch Geimpfte und Genesene in die Arena lassen. Ein negatives Testergebnis reicht dann nicht mehr für den Zugang aus.“
„Bundesliga nur für Geimpfte und Genesene? Fußball und Politik gespalten“ – so lautete das Motto der „Sportschau“ am Sonntag:
Bundesweit steigt der Inzidenzwert für Corona-Infektionen langsam, aber stetig. Lokal gibt es große Unterschiede, auch an Bundesligastandorten. So meldete Freiburg im Breisgau am Sonntag einen Wert von etwa 15, Mönchengladbach hingegen 55. Da sich die Inzidenzstufen in der Coronaschutzverordnung des Landes Nordrhein-Westfalen jedoch nach der Entwicklung über acht Tage richten, darf Borussia Mönchengladbach zum Auftaktspiel der Bundesliga am Freitag gegen den FC Bayern München 22.925 Zuschauer einlassen.
Die Frage, ob nur immunisierte Menschen den Stadionbesuch genießen dürfen, spalte Politik und Sport.
„Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) etwa kann sich einen Zutritt nur für Immunisierte in Bereichen vorstellen, die nicht zur Grundversorgung gehören, also dem Sport. Armin Laschet, sein Parteifreund und Kanzlerkandidat, hält nichts von solchen Regelungen.“
Das Thema wurde demnach auch auf der Ministerpräsidenten-Konferenz am Dienstag beim aktuellen Corona-Gipfel besprochen.
BVB-Boss Hans-Joachim Watzke sei gegen eine Impflicht. „Auf der anderen Seite haben aber auch die Veranstalter von Großereignissen, auch vom Fußball, das Recht zu sagen, dass dann eben nur Geimpfte reinkommen. Das halte ich für legitim, weil wir uns in einem schwierigen Kampf befinden“, sagte er in einem Interview mit dem „Sport-Magazin“ der ARD.
Bei Borussia Dortmund „könnte es schon am Samstag zum Auftakt gegen Eintracht Frankfurt so weit sein. Das Beispiel der westfälischen Borussia zeigt, wie unterschiedlich und kompliziert die Regelungen und Absprachen zwischen Behörden und Vereinen sind. Beim BVB ist nicht der Inzidenzwert der Stadt Dortmund maßgeblich, es wird stattdessen ein Durchschnitt errechnet aus den Städten und Kreisen mit den meisten Dauerkartenbesitzern.“
Andere Vereine, andere Strategien
Im Gegensatz dazu will der Bundesligist VfL Wolfsburg keine Stadion-Privilegien nur für immunisierte Fans einräumen. Es gelte weiterhin die sogenannte 3-G-Regel (Geimpft, Genesen, negativer Corona-Test), betonte die Wolfsburger Vereinsführung auf Medienanfrage. Auch RB Leipzig verfolge demnach eine solche Strategie.
Neueste Untersuchungen des Bundesgesundheitsministeriums haben ergeben, dass die Spiele der Fußball-EM in München trotz Zuschauern im Stadion keine Ansteckungsketten und Covid-„Superspreader“ hervorgebracht haben. Trotz vorheriger Warnungen, etwa durch SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach.
Die Bundesligisten Bayer Leverkusen und SC Freiburg haben sich dem Bericht zufolge „noch nicht festgelegt“, wie sie den Besuch in ihren Stadien in der neuen Saison handhaben wollen. Auch Hertha BSC Berlin werde sich erst mit der Frage befassen, wenn etwas politisch beschlossen sei."
Quelle: SNA News (Deutschland)