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Interview mit Ball-Designer von adidas: Warum wird die Kugel immer wieder neu erfunden?

Archivmeldung vom 02.06.2012

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 02.06.2012 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Der Tango 12
Der Tango 12

Foto: Mongo444
Lizenz: CC-BY-SA-3.0
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Das Magazin PRINZ führte ein Interview mit Harald Koerger, Ball-Designer beim Sportartikelhersteller adidas, der den offiziellen EM-Turnierball "Tango 12" entwickelte.

PRINZ: Warum braucht es zu jedem internationalen Turnier einen komplett neuen Ball

Harald Koerger: Fakt ist, dass die Entwicklung der Ballkonstruktionen permanent weiter verfeinert wird und der jeweilige Ball zu den Großevents das Beste sein soll, was auf dem Markt zu bekommen ist.

PRINZ: Wer hat den Ball entworfen?

Harald Koerger: Dazu zählen vor allem die Entwickler, die alle Infos sammeln, um optimale Lösungen zu finden. Es gibt die Designer, die von Anfang an Prototypen entstehen lassen. Hinzu kommen Materialexperten, die neue Werkstoffe mit verbesserten Eigenschaften testen. In Simulationen werden schon im Enstehungsprozess Funktionalitäten überprüft, dafür sind Ingenieure in Zusammenarbeit mit Universitäten tätig. Das adidas-eigene Sport Research Lab untersucht schließlich die Spielbarkeit der Bälle.

PRINZ: Wie wird man Ball-Entwickler?

Harald Koerger: Ich habe Sportwissenschaften studiert und spiele aktiv Fußball. Es ist sehr angenehm, die neuen Entwicklungen selbst testen zu können. Als Forscher ist es aber enorm wichtig, eigene Eindrücke nicht über die Feedbacks unserer Testspieler zu stellen. PRINZ: Orientieren Sie sich an Spielweisen bestimmter National-Teams? Harald Koerger: Wir versuchen der Entwicklung des internationalen Fußballsports gerecht zu werden. Und hier ist eine extreme Entwicklung in Richtung Ballkontrolle zu erkennen, der wir mit den Eigenschaften unseres "Tango12" gerecht werden wollen. Im Dezember hat jedes Teilnehmer-Team 30 Bälle zum Trainieren erhalten.

PRINZ: Testen die Profis auch im Vorfeld?

Harald Koerger: Natürlich, aber zunächst müssen immer die Hobbykicker ran, um sicherzustellen dass die Qualität gut genug ist, bevor wir die Profis ranlassen. Da will man kein Risiko eingehen.

PRINZ: Wie betrachten Sie ein Fußballspiel - als Fan oder Ball-Experte?

Harald Koerger: Auf alle Fälle kann man beim Zuschauen den Job nicht ganz abschalten, und man ist auf die Produkte fokussiert. Man ist ja gespannt, inwiefern die positiven Eindrücke aus Untersuchungen in der Realität bestätigt werden. Die extrem hohe Qualität der Fernsehbilder deckt alles auf.

PRINZ: Bestimmt Fußball Ihr Leben?

Harald Koerger: Zum Teil. Manchmal fällt mir nachts etwas ein, was man unbedingt in den nächsten Studien oder Entwicklungen berücksichtigen muss. Inzwischen spielen meine Söhne klasse Fußball und wachsen gerade in die Testschuhgröße rein. Die Zukunft ist gesichert!

PRINZ: Wer gewinnt die EM?

Harald Koerger: Dänemark, die haben am wenigsten zu verlieren. Nein, im Ernst: Ich denke Deutschland wird auf jeden Fall im Halbfinale landen, und dann wird die Tagesform der Mannschaft aber auch die Genialität einzelner Spieler entscheiden, wie es weitergeht.

Der EM-Ball mit der Bezeichnung "Tango 12", an dem zwei Jahre lang geforscht und designt wurde, wiegt 432 Gramm, hat 68,9 Zentimeter Umfang und springt 142 Zentimeter hoch, wenn er aus zwei Meter Höhe auf Hartboden fällt. Im streng überwachten Labor durchlief der Ball endlose Belastungsproben, u. a. mit einem Roboter-Fuß und absolvierte stundenlange Härtetests in einer Art Waschmaschine mit Wasser und Schmirgelpapier. Saugte sich der WM-Ball von 1978 im Regen noch mit Wasser voll und wurde dadurch um bis zu 20 Prozent schwerer, steigt das Eigengewicht des aktuellen EM-Balls bei Nässe nur noch um maximal ein Prozent seines Eigengewichts, also weniger als fünf Gramm.

Quelle: PRINZ Stadtmagazin (ots)

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