Sportschau: Gelagerte Dopingproben aus Athen 2004 noch nicht nachgetestet
Archivmeldung vom 16.04.2012
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDas Internationale Olympische Komitee (IOC) hat die eingefrorenen Doping-Proben von Athen 2004, die nach den Spielen von London vernichtet werden sollen, bislang nicht nachgetestet. Das bestätigte Arne Ljungqvist, der Vorsitzende der Medizinischen Kommission des IOC, gegenüber der ARD-Sportschau (Das Erste, Sonntag, 18.00 Uhr) und der WDR-Sendung sport inside (WDR Fernsehen, Montag, 22.45 Uhr). "Warum hätten wir das tun sollen? Auf was sollten wir denn nachtesten? Die Methoden damals waren gut genug. Wir haben keine Informationen, dass damals irgendwas genommen wurde, das wir nicht testen konnten", sagte Ljungqvist. Nach den Regeln des IOC sind Nachttests bis zu acht Jahre nach Austragung Olympischer Spiele erlaubt, um sie im Nachhinein mit neuen Nachweisverfahren erneut testen zu können.
Kritik an der abwartenden IOC-Haltung kommt von der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA. Deren Generaldirektor David Howman sagte der ARD:"Wir haben seit 2004 viel Geld in die Verbesserung der Tests gesteckt. Und zwar weil wir Dopingsubstanzen besser nachweisen wollen. Und heute sind die Tests viel besser. Wenn man die besseren Tests also auf die Proben von 2004 anwendet, dann ist doch klar, dass es wahrscheinlich ist, dass man bei Nachtests positive Fälle findet."
Auch der ehemalige WADA-Präsident Richard Pound teilt die Kritik und will als IOC-Mitglied aktiv werden. "Ich werde mich dafür einsetzen, dass was passiert. Im Sommer bei den Spielen in London wird es zu spät sein, dann sind die acht Jahre rum. Wir sollten jetzt die neuen Nachweistechniken nutzen. Da gibt es wahrscheinlich einiges zu finden. Selbst wenn nicht, sollten wir es als IOC trotzdem tun, sonst wäre das doch eine komplette Farce gewesen, dass wir das alles so lange gelagert haben", sagte Pound der ARD und fügte hinzu, das IOC solle alles für saubere Spiele tun. Konfrontiert mit dieser Kritik, räumte Arne Ljungqvist, Vorsitzender der IOC-Medizinkommission, ein, dass die endgültige Entscheidung über die Nachtests vor Sommer fallen müsse. "Vielleicht sind Nachtests ja doch eine gute Idee. Viel würden wir sicher nicht finden. Aber wir werden sehen", so Ljungqvist.
WADA-Generaldirektor Howman kündigte darüber hinaus an, auf der Exekutivsitzung der WADA am 18. Mai weitergehende, verbindliche Vorschriften für den Umgang mit Nachtests von Olympia-Dopingproben auf den Weg bringen zu wollen. "Wir brauchen ein System, das allen Verbänden sagt, wie nachzutesten ist. Vielleicht sollte man nach acht Jahren Lagerung alles testen, was möglich ist oder schon nach vier Jahren. Das sollten wir entscheiden", so Howman.
Quelle: WDR Westdeutscher Rundfunk (ots)