stern: Chinese im Zentrum des Fußball-Wettskandals
Archivmeldung vom 15.03.2006
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 15.03.2006 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittIm Zentrum des neuen Wettskandals beim deutschen Fußball steht ein in Malaysia geborener Chinese. Das berichtet das Hamburger Magazin stern in seiner neuen, am Donnerstag erscheinenden Ausgabe. Nach Erkenntnissen der hessischen Ermittlungsbehörden ist der 45-jährige Mann aus Bad Dürkheim Kontaktmann einer internationalen Organisation, die bis nach China und Vietnam reiche.
Die Gruppe soll Fußballspieler und Trainer durch Zahlungen von 5000
bis 15000 Euro veranlasst haben, Spiele in europäischen Ligen zu
manipulieren, um bei Internet-Wetten hohe Gewinne zu erzielen. Dabei
soll der Chinese, der unter dem Namen "Hong" auftrat, in Wirklichkeit
aber William Bee Wah L. heiße, die Fäden gezogen haben. In der Bad
Dürkheimer Wohnung des Mannes, der am 6.März in Mannheim festgenommen
worden war, wurden bei einer Durchsuchung 50000 Euro Bargeld und
Spielbank-Jetons im Wert von 150000 Euro gefunden.
Nach stern-Recherchen ist ein Chinese namens Bee Wah L. schon vor
Jahren als Großspieler im Casino Baden-Baden aufgefallen und dort in
Manipulationsverdacht geraten. Damit führen die Spuren des
Wettskandals auch in die Spielbankszene. Ermittler des hessischen
Landeskriminalamts gehen dem Verdacht der Geldwäsche nach.
Um Fußballspiele zu manipulieren soll "Hong" alias William Bee Wah
L. jetzt nach Erkenntnissen der Frankfurter Staatsanwaltschaft den
23-jährigen Libanesen Sayed G. eingesetzt haben, der als Asylbewerber
in Bad Dürkheim lebt. Unter dem Namen "Ali" habe dieser vor allem
ausländische Fußballspieler bei Vereinen der Regionalliga Süd
angesprochen und ihnen hohe Summen dafür geboten, dass sie "kein
gutes Spiel" machen. Die Wett-Mafia soll auch versucht haben, die
österreichische Erstliga-Begegnung Graz gegen Austria Wien mit 60000
Euro zu beeinflussen, allerdings erfolglos.
Laut Ermittlungen stand der Chinese auch in enger Verbindung zu
dem 42-jährigen Serben Dragan A. aus Speyer, der als Ex-Fußballer
und Trainer seine Kontakte in die Spieler-Szene genutzt habe. Dragan
A. gilt als guter Bekannter des Siegener Torwarts Adnan Masic, der
verdächtigt wird, das Zweitliga-Spiel Hansa Rostock gegen
Sportfreunde Siegen (2:0) manipuliert zu haben, dies aber heftig
bestreitet. Nach Polizei-Erkenntnissen sollen sich die beiden Männer
einen Tag nach dem Spiel mit dem Chinesen in einer Mannheimer
Pizzeria getroffen haben. Die Ermittlungen wegen Verdachts des
bandenmäßigen Betrugs werden bei der Frankfurter Staatsanwaltschaft
vom Dezernat für organisierte Kriminalität geführt.
Quelle: Pressemitteilung stern, G+J