Straßenfußballer aus Afrika dürfen nicht nach Berlin reisen
Archivmeldung vom 26.06.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie erste Straßenfußball-Weltmeisterschaft vom 2. bis 8. Juli in Berlin muss ohne die Mannschaften aus Ghana und Nigeria stattfinden. Die Botschaft in Nigeria verweigerte dem Team "Search and Groom" aus Lagos die Visa für die Deutschlandreise.
Genauso ging es dem ghanaischen Team "Play Soccer" aus Accra. Jürgen
Griesbeck, Geschäftsführer von Streetfootballworld, sagte dem
Tagesspiegel: "Das ist bitter für die Projekte. Die Jugendlichen
mussten ihre gepackten Koffer wieder auspacken." Eine Sprecherin des
Auswärtigen Amts bestätigte dem Tagesspiegel, dass die beiden
afrikanischen Straßenfußballmannschaften keine Visa bekommen haben.
Wörtlich sagte sie: "Alle Visa-Anträge wurden sorgfältig geprüft und
in einzelnen Fällen konnten die Visa leider nicht erteilt werden."
Griesbeck lobte trotz allem den "konstruktiven Dialog mit dem
Auswärtigen Amt" und wies darauf hin, dass von 13 Teams aus
visapflichtigen Ländern elf am Turnier teilnehmen können. Offenbar
wurde die Ablehnung damit begründet, dass bei den ugendlichen "keine
Verwurzelung im Heimatland feststellbar" gewesen sei. Viele Kinder
kämen aus zerrütteten Familien. Tatsächlich waren die Projekte genau
deshalb gegründet worden. Bei "Search and Groom", das auch vom
Fußballweltverband Fifa direkt gefördert wird, spielen auch
Straßenkinder mit. Die Fifa selbst wollte die Ablehnung der Visa
nicht kommentieren. Griesbeck sagt: "Es liegt in der Natur der
Projekte, dass die Jugendlichen nicht auf der Sonnenseite des Lebens
aufgewachsen sind." Die Ablehnung der Visa sieht er als einen
"Teufelskreis, der nicht durchbrochen werden konnte". Dabei
unterstützen die deutschen Botschaften vor Ort beide
Straßenfußballprojekte. Beide wiesen auf ihren Internetseiten sogar
auf die Einladungen für die Teams aus Nigeria und Ghana hin. Am 2.
Mai schrieb die deutsche Botschaft in Nigeria: "Nigeria reist
trotzdem (obwohl sich das Team nicht für die Weltmeisterschaft
qualifiziert hatte) nach Deutschland: Ein nigerianisches Team aus
Lagos, "Search and Groom", wird an der
Straßenfußball-Weltmeisterschaft teilnehmen." Und das Team in Accra
hatte erst Anfang Juni einen Sponsor gefunden, um seine Jugendlichen
nach Deutschland zu bringen. Aber wie schon für die Fans aus Afrika
gelten auch für die Straßenfußballer die "Visabestimmungen wie in
jedem anderen Fall".
Quelle: Pressemitteilung Der Tagesspiegel