Pharma-Experte kritisiert Empfehlung des Deutschen Sportbundes
Archivmeldung vom 14.12.2005
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittEin Geschäft auf Kosten von Sportlern wirft das Institut für Arzneimittelinformation dem Deutschen Sportbund (DSB) vor. Der Geschäftsführer des Instituts, Wolfgang Becker-Brüser, sagte am Mittwochmorgen auf NDR Info, der Sportbund empfehle teure und überflüssige Nano-Produkte.
Die Mittel "Nano-Liquid" und
"Spray-Active" der hessischen Firma neosino nanotechnologies AG
tragen seit einigen Wochen den Aufdruck "empfohlen - Deutscher Sport
Bund". Zudem hat der DSB an insgesamt 26.000 Vereine
Informationsmaterial über die Produkte geschickt und einen Kauf zu
vergünstigten Preisen angeboten. Dafür hat der Hersteller Geld an den
DSB gezahlt. Das haben beide Seiten dem NDR bestätigt. Über die Höhe
der Summe wollten sie jedoch keine Auskunft geben.
Der DSB hat nach eigenen Angaben keine wissenschaftliche Studie zu
den Produkten vorliegen. Von einem Institut sei lediglich untersucht
worden, ob sie verbotene Doping-Substanzen enthalten. Der Vereinsarzt
von Bayern München, Dr. Müller-Wohlfahrt, habe die Mittel empfohlen.
Der Hersteller neosino hat zur Vermarktung der Produkte eine
Partnerschaft mit Bayern München abgeschlossen und einen Werbespot
mit Stürmer-Star Roy Makaay produziert.
Nach Angaben von neosino ist das Besondere an beiden Produkten,
dass sie die Mineralien Silizium, Calcium und Magnesium in der extrem
kleinen Größe von wenigen Nanometern enthalten. Sie hätten dadurch
ganz neue Eigenschaften und seien um ein Vielfaches wirkungsvoller.
Nano-Forscher kritisieren jedoch, dass die besonderen Eigenschaften
von Nano-Partikeln noch nicht ausreichend erforscht seien. Im
Gegensatz zu Medikamenten müssen Nahrungsergänzungsmittel nicht von
einer Behörde untersucht und kontrolliert werden.
Quelle: Pressemitteilung NDR