Radprofi Kittel kämpfte mit dem Leistungsdruck: "Es gab Augenblicke, in denen konnte ich mein Rennrad nicht anfassen"
Archivmeldung vom 30.08.2021
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićDen ehemaligen deutschen Radprofi Marcel Kittel hat der Leistungsdruck in seinem Sport an seine psychischen Grenzen gebracht. "Es gab Augenblicke, in denen konnte ich mein Rennrad nicht anfassen. Das war vielleicht etwas, das man mit Burnout oder einer depressiven Phase beschreiben könnte", sagte Kittel dem "Kölner Stadt-Anzeiger" in einem Gespräch über sein Buch "Das Gespür für den Augenblick".
Er habe sich zunächst 2015, als er beim Teaum Giant-Alpecin war, und dann wieder 2019 beim Team Katusha-Alpecin bewusst psychologische Hilfe genommen. "Ich habe gelernt, dass ich auf mich und mein Herz hören muss." Kittel kündigte an, dass er im Oktober von der Schweiz in die Niederlande umziehen wird. Seine beiden kleinen Kinder Lex (20 Monate) und Lizzy (drei Monate) sollten mit der positiven Einstellung und der Freiheitsliebe der Holländer aufwachsen. Aus den Niederlanden stammt Kittels Frau Tess van Piekartz.
Dem früheren Spitzensportler geht es vor allem darum, der nächsten Generation gegensätzliche Dinge zu vermitteln: Die Bedeutung von Erfolg und Misserfolg sowie das Verhalten in beiden Fällen. Denn so sehr Kittel seine Zeit als Profi und die vielen Siege seiner Karriere genossen hat, so sehr haben ihn die tristen Phasen getroffen: "Es gibt auch Momente, auf denen kein Instagram-Filter liegt. Man hat Kämpfe mit sich selbst auszutragen, die sehr emotional sind." Um sich gegen sich selbst durchzusetzen, benötige man viel Zeit: "Die Zeit muss man sich einfach nehmen."
Quelle: Kölner Stadt-Anzeiger (ots)