WM-Organisationskomitee räumt florierenden Schwarzmarkt ein
Archivmeldung vom 07.07.2006
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 07.07.2006 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDas WM-Organisationskomitee (OK) hat erstmals die Existenz eines florierenden Schwarzmarktes beim Ticketverkauf eingeräumt. "Es gibt viele Quellen, aus denen sich Profihändler bedienen. Wer entsprechend viel Geld bezahlt, kriegt jede Karte", sagte der für den Ticketverkauf zuständige OK-Vizepräsident im Gespräch mit dem "Tagesspiegel".
"Dass Karten
früher oder später auf dem Schwarzmarkt landen, ist systemimmanent."
Die englischen Fans hätten bei jedem ihrer Spiele die Übermacht
gehabt. "Daran wird kein System etwas ändern. Es sei denn, der
Gastgeber greift rigoros ein und verbietet gesetzlich jede Form des
Schwarzhandels", sagte Schmidt. Das umstrittene
Optionsticket-Programm wertete Schmidt als Erfolg. Bei 260.000
Bestellungen auf den Wartelisten seien 240.000 Menschen noch ins
Stadion gekommen.
Schmidt kündigte an, alle personenbezogenen Daten, die beim
Kartenkauf erhoben wurden, bis zur kommenden Woche zu löschen: "Die
Daten sind schon zum großen Teil vernichtet. Alle Daten werden wenige
Tage nach Turnierende gelöscht sein." Die Chiptechnologie mit dem
möglichen Datenabgleich der personengebundenen Eintrittskarten nannte
der Ticketchef "ein Wagnis".
Schmidt räumte heftige Kontroversen mit
der Fifa über den Kartenverkauf ein. "In Zürich hatte man von Anfang
an nicht daran gedacht, die Federführung an die deutschen
Organisatoren abzugeben. Mein Grundverständnis stand dem entgegen",
erzählte Schmidt. "Dabei war mir bewusst, dass die Fifa die Hoheit
über ihre Kartenkontingente behalten wollte. Und natürlich war mir
klar, dass die Fifa immer das letzte Wort hat."
Schmidt kritisierte auch das Marketinggebaren der Fifa. "Ihre
Marketing-Strategie ist überdenkenswert, wirkt überreguliert. Aber
wer Verträge in diesen Dimensionen abschließt, wie die Fifa das tut,
hat gar keine andere Wahl", sagte Schmidt dem Tagesspiegel. Mit den
Städten, die die Fanfeste mit lokalen Sponsoren finanzieren wollten,
habe es ebenfalls Unstimmigkeiten gegeben.
Horst R. Schmidt, der auch Generalsekretär des Deutschen
Fußball-Bundes (DFB) ist, forderte einen Verbleib Jürgen Klinsmanns
als Bundestrainer. "Ich möchte, dass er bleibt, wir alle möchten das.
Wir werden im Juli eine Entscheidung haben, wir brauchen sie", sagte
Schmidt. Der Verband solle sich stärker um die Nachwuchsförderung
auch in der Bundesliga kümmern. "Das würde vielleicht Klinsmann die
Entscheidung erleichtern."
Quelle: Pressemitteilung Der Tagesspiegel