Nationalelf-Manager Bierhoff warnt vor verfrühtem Triumph
Archivmeldung vom 22.05.2012
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittRund zwei Wochen vor Beginn der Fußball-Europameisterschaft in Polen und in der Ukraine hat der Teammanager der Nationalelf, Oliver Bierhoff, vor verfrühtem Triumph gewarnt und eine zu hohe Erwartungshaltung beklagt. "Natürlich mache ich mir Sorgen wegen der hohen Erwartungshaltung und auch der Ansprüche an unser Spiel. Wir sollen erfolgreich und gleichzeitig immer schön spielen", sagte Bierhoff dem Magazin "11 Freunde" in der am Donnerstag erscheinenden Ausgabe. Andererseits strahle der gesamte Kader aus, dass er einen Titel holen will.
"Diese ausgeprägte Form von Selbstbewusstsein beruhigt mich wiederum", so der Teammanager weiter. In der Öffentlichkeitsarbeit forderte Bierhoff jedoch gezielt Zurückhaltung: "Einige Sponsoren wollten die Mannschaft in sehr überzeugenden Siegerposen präsentieren, aber das wollten wir vor dem Turnier auf keinen Fall vermitteln. Siegeswillen, Freude und Gemeinsamkeit gerne, aber keinen vorzeitigen Triumph."
Zudem warnte Bierhoff vor den Gefahren des Erfolgs: "Wir dürfen nicht mehr wie nach 1990 in die Gefahr geraten, von unserer eigenen Stärke so überzeugt zu sein, dass wir unachtsam werden. Niederlagen wie zuletzt die gegen Frankreich sind insofern ganz gut."
Dass es heutzutage keine EM-Songs von der Nationalelf gibt, begründet der Teammanager mit dem Desinteresse der Spieler an derlei Aktionen: "Heute ist das für die Jungs kein Thema mehr. Wir haben das ein- oder zweimal thematisiert. Bis jetzt hielt sich die Begeisterung in Grenzen." Er selbst hätte aber im Fall der Fälle als ehemaliger Vorsänger der Essener Domsingknaben eine genaue Vorstellungen für ein solches Gesangsprojekt: "Der Nostalgiker in mir würde natürlich versuchen, Udo Jürgens wieder an den Start zu bringen. Wenn wir einen Song machen würden, könnte ich mir aber eher vorstellen, die vier, fünf besten aktuellen Musiker Deutschlands mit der Mannschaft zusammenzubringen. Die Spieler müssten das Gefühl bekommen, dass es sich um ein ernst zu nehmendes Projekt handelt. Am besten für einen guten Zweck."
Völler sieht DFB-Elf als Top-Favorit bei Europameisterschaft
Rudi Völler glaubt, dass die deutsche Fußballnationalmannschaft neben Spanien der Top-Favorit bei der Europameisterschaft in Polen und der Ukraine ist. Dem Magazin "P.M. History" sagte der Ex-Teamchef, die deutsche Mannschaft sei "ein Team mit einem Fundus an überdurchschnittlichen Spielern, wie es ihn in Deutschland noch nie gab - selbst 1974 oder 1990 nicht, als wir jeweils Weltmeister wurden." Daher kann sich Völler "bei allem, was ich zuletzt an Länderspielen gesehen habe, beim besten Willen nicht vorstellen, dass am Ende nicht Deutschland oder Spanien den Titel holt."
Selbst die starken Gegner der Vorrunde Niederlande, Portugal und Dänemark sieht Völler "nicht als schlechtes Omen", obwohl ihn deren Stärke an die Vorrundengruppe 2004 in Portugal erinnert, die Deutschland nicht überstand und zum Rücktritt von Völler führte: "Die Voraussetzung ist heute eine ganz andere, weil die Qualität des Kaders eine ganz andere ist."
Für ihn selbst sei das Ausscheiden bei der EM 2004 "ohne Wenn und Aber die schmerzlichste EM-Erinnerung. Als Spieler hakt man ein Aus noch relativ schnell ab, aber als Trainer oder Teamchef nimmt einen eine solche Enttäuschung sehr viel mehr mit." Sein Rücktritt damals sei "mit Hinsicht auf die WM 2006 die einzig richtige Entscheidung" gewesen.
Testspiel gegen die Schweiz ohne die Bayern-Profis
Bei dem Testspiel der deutschen Nationalmannschaft am Samstag in Basel gegen die Schweiz wird die DFB-Elf ohne die Spieler des FC Bayern München antreten. Auf der Pressekonferenz am Dienstag im Trainingslager der deutschen Nationalelf im französischen Tourrettes sagte Assistenztrainer Hansi Flick, dass die Mannschaft erst am Samstagabend komplett sein werde. "Am Sonntag besuchen wir dann alle zusammen das Formel-1-Rennen in Monaco. Das wird ein guter Einstieg für die Bayern-Spieler sein, um den nächsten Schritt zu machen, den wir gemeinsam gehen wollen. Das ist für alle eine gute Entscheidung", so Flick.
Ob die Bayern-Profis beim Spiel gegen Israel am 31. Mai in Leipzig spielen werden, ließ Flick offen. "Bis dahin vergeht noch eine Menge Zeit. Wir müssen schauen, was das Beste für die Spieler, aber auch die Mannschaft ist."
Quelle: dts Nachrichtenagentur