Uli Hoeneß versteht abwanderungswilligen Ribéry
Archivmeldung vom 15.07.2009
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittUli Hoeneß hat im Poker um seinen abwanderungswilligen Star Franck Ribéry Partei für den Regisseur des FC Bayern München ergriffen.
"Ich verstehe Franck total. Da geht es um Summen, die wir uns alle gar nicht vorstellen können, und der Kerl ist erst 26", erklärte der Manager des deutschen Fußball-Rekordmeisters in einem Interview in der neuen, am Donnerstag erscheinenden Ausgabe des Hamburger Magazins stern. Ribéry steht im Verdacht, einen Wechsel ins Ausland durch lustlose Trainingsleistungen zu provozieren. Mit Blick auf sein gesamtes Personal fügte Hoeneß an: "Ich möchte mal unsere anderen Spieler sehen, wie die reagieren, wenn sie so ein Angebot von Real Madrid hätten wie Franck. Ob sie dann auch noch alle bei uns bleiben wollten?"
Dass der FC Bayern München trotz Millioneninvestitionen in den vergangenen Spielzeiten bereits im Viertelfinale in der Champions League am späteren Sieger FC Barcelona scheiterte, lag laut Hoeneß nicht an einer verfehlten Einkaufspolitik, sondern am finanziellen Vorteil der Konkurrenz aus Spanien. Dem stern sagte er: "Die bekommen pro Jahr 147 Millionen Euro vom Fernsehen. Wir kriegen 27 Millionen. Geben Sie mir die 120 Millionen Euro Differenz, dann gewinne ich Ihnen auch in den nächsten drei Jahren die Champions League." Auf lange Sicht zahle sich das maßvolle Wirtschaften seines Vereins allerdings aus. "Der AC Mailand hat gerade seinen Superstar Kaká verkauft, weil er nicht mehr weiter weiß. Zum ersten Mal hisst ein Großer die weiße Fahne. Und es wird nicht der letzte sein", sagte Hoeneß dem Magazin.
Nach dem Scheitern von Jürgen Klinsmann als Cheftrainer erhält der neue Übungsleiter Luis van Gaal bereits nach einigen Wochen Training ein dickes Lob. "Wir werden von van Gaal profitieren. Er tritt sehr selbstbewusst und selbstständig auf, sodass wir uns ums Geschäft kümmern können." Die Kritik von van Gaals Vorgänger Klinsmann, der neue Trainer habe im Gegensatz zu ihm einen größeren Einfluss auf die Gestaltung des Kaders, kontert Hoeneß im stern: "Es ist ja nicht richtig, wenn der Jürgen sagt, er habe Spieler gefordert. Er hat uns nicht einen Spieler genannt, den er gern gehabt hätte. Stattdessen hat er erklärt: 'Ich kriege den Schweinsteiger und den Podolski hin, macht euch da mal keine Sorgen'. Van Gaal hat uns seine Favoriten genannt. Dann haben wir das diskutiert und gesagt: 'machen wir.'"
Zum Jahresende scheidet Hoeneß als Manager beim FC Bayern aus. Im stern umreißt er zum ersten Mal sein Jobprofil als künftiger Aufsichtsratschef. Er werde "den Verein beim DFB und bei der Deutschen Fußball Liga vertreten. Und Lobbyismus bei großen Sponsoren und in der Politik betreiben." Seinen Nachfolgern empfiehlt Hoeneß, sie sollten weiterhin die soziale Verantwortung des Vereins hochhalten. "Das war ja auch der Stempel, den ich dem Verein aufgedrückt habe. Wenn es dem FC Bayern der Zukunft nicht gelingt, weiterhin den Menschen vor den Erfolg zu stellen, wird er nicht mehr das sein, was er heute ist. Dann wird er nicht mehr mein FC Bayern sein." Er selbst sei froh, dass er sein Image als ungeliebter Provokateur habe korrigieren können. "Ich will nicht, dass die Leute nur diesen menschenfressenden Typen in mir sehen, der für den Erfolg alles macht. Sie sollen sagen: Der will oben stehen, aber nicht um jeden Preis."
Quelle: stern