Pokalspiel VfL Osnabrück gegen Leipzig: RB-Trainer Nagelsmann war bereits als Kind an der Bremer Brücke
Archivmeldung vom 10.08.2019
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Freigeschaltet durch André OttAn diesem Sonntag (11.8.) tritt Julian Nagelsmann in seinem ersten Pflichtspiel für RB Leipzig im DFB-Pokal bei Zweitligist VfL Osnabrück an. Sein erster Besuch im legendären Stadion an der Bremer Brücke ist es aber nicht. "Ich war als Kind mit meinem Opa an der Brücke, da war ich noch sehr jung", verriet Nagelsmann im Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung".
"Meine Eltern kommen ursprünglich aus Rheine (Landkreis Steinfurt/NRW), ein großer Teil meiner Familie wohnt auch noch dort. Meine Geschwister sind beide in Osnabrück geboren und haben da auch ein paar Jahre gelebt", sagt Nagelsmann, der selbst jedoch in Bayern geboren wurde.
Kontakt hat er auch zu VfL-Trainer Daniel Thioune. Beide absolvierten gemeinsam den Fußballlehrerlehrgang und schlossen diesen 2016 ab. "Danny ist ein feiner Mensch, der noch dazu viel Ahnung von diesem Sport hat", betonte Nagelsmann und fügte an: "Man kann mit ihm aber auch über andere Dinge als Fußball sprechen, das war vor allem in den zehn Monaten Lehrgang sehr angenehm." Nach der Auslosung der ersten Pokalrunde hatte Nagelsmann seinem Trainerkollegen eine Whatsapp-Nachricht mit einem Smiley geschickt.
Die Pokal-Partie zwischen dem VfL Osnabrück und RB Leipzig wird am Sonntag, 11. August, um 15.30 Uhr angepfiffen. Es ist das zweite Aufeinandertreffen der beiden Vereine im DFB-Pokal; die Erstrunden-Begegnung im August 2015 endete jedoch mit einem Eklat: Beim Spielstand von 1:0 für den VfL wurde das Spiel in der 71. Minute abgebrochen, weil ein von der Zuschauertribüne geworfenes Feuerzeug den Schiedsrichter am Kopf getroffen hatte. Das DFB-Sportgericht wertete das Spiel später mit 2:0 für Leipzig und bestrafte den VfL mit Teilausschlüssen von Zuschauern bei zwei Ligaspielen.
Nagelsmann: Freundschaften im Fußball-Business sind "extrem schwer"
Nagelsmann findet es "extrem schwer", im Fußball-Business Freunde zu finden. "Das Hauptinteresse von vielen in diesem Geschäft ist es, Geld zu verdienen", sagt der neue Trainer von RB Leipzig im Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung".
"Verstehen Sie mich nicht falsch. Es ist durchaus legitim, dass man jemanden bezahlt, wenn er einen bei gewissen Themen coacht. Nur es ist schwer herauszufiltern: Wer bringt dir was, und wer kostet dich nur?", erklärte der 32-Jährige, der vor dieser Saison von der TSG Hoffenheim nach Leipzig gewechselt war.
Hinzu käme, "dass wir schon in einer von großem Neid geprägten Gesellschaft leben. Aber das gilt nicht nur für den Fußball", so Nagelsmann weiter. "Die Leute machen sich weniger über sich selbst Gedanken, sondern eher mehr über den Nachbarn. Hat der ein neues Auto oder nicht? Als würde ihre persönliche Glückseligkeit davon abhängen. Dabei tut sie das nun wirklich nicht." Im Fußball gebe es "dieses Gerede und diesen Neid auch", erklärte der Bundesligatrainer: "Wenn du etwas mehr Erfolg hast als der andere, kann mitunter die Freundschaft auch schon mal schnell vergessen sein. Zu einigen Trainern habe ich dennoch einen guten Kontakt."
Der 32-Jährige versucht, sich regelmäßig zu erden. Und das sei "gar nicht so schwer", befand Nagelsmann: "Zuallererst muss man realisieren, dass das immer noch ein Spiel ist, welches wir betreiben. Und zwar eines, das die Welt weder verbessert noch verändert. Man ist kein besserer oder schlechterer Mensch, wenn man Bundesliga-Trainer ist. Hinzu kommt, dass wir uns in einer Blase befinden, sozusagen einer Parallelwelt zur Gesellschaft." Um aus dieser Blase herauszutreten, durchsteche er sie regelmäßig. "Es gibt viele Dinge, die mich außerhalb des Fußballerlebens begeistern, die mit dem ganz normalen Leben zu tun haben. Ich fahre Mountainbike, gehe gerne in die Natur, ich liebe die Berge und Wassersport. Wenn ich das erste Mal auf einem Surfbrett stehe, mache ich das genauso schlecht wie jeder andere, Bundesligatrainer hin oder her."
Rote Karte für Trainer
Julian Nagelsmann, seit dieser Saison neuer Trainer von RB Leipzig, empfindet die Regelneuerung, dass Trainer künftig auch mit Gelben und Roten Karten bestraft werden können, als "sehr streng".
Im Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" sagte er: "Wie oft verlässt man die Coaching Zone unbewusst, da soll es dann sofort Gelb geben? Das ist schließlich eine Linie und kein Zaun. Da tritt man schon mal drüber. Oder wenn du etwas zu einem Offiziellen sagst, dann kannst du dafür Rot bekommen."
Der 32-jährige Bundesliga-Trainer kritisierte vor allem das Strafmaß: "Es ist sicher nicht alles richtig und perfekt, was wir Trainer da machen, und es sind auch sicher nicht immer die Schiedsrichter schuld. Aber ich finde, dass die Strafen im Vergleich zu den Vergehen sehr hoch sind", betont er und bemängelte eine fehlende Streitkultur. "Nicht nur in der Bundesliga. Das ist ein gesellschaftliches Problem", befand er. Bezüglich der Karten fügt er an: "Wir werden es in der Praxis sehen, wie viel die Trainer gesperrt werden und ob es sinnvoll ist, wenn alle vier Spieltage der Co-Trainer da unten sitzt." Seinen eigenen Co-Trainer habe er schon vorbereitet, dass er ihn diese Saison wahrscheinlich öfter mal an der Linie vertreten müsse, weil er eine Sperre absitzt. "Er weiß Bescheid", sagte Nagelsmann.
Das Bubi-Image stört mich nicht
Nagelsmann, neuer Trainer von RB Leipzig, hat kein Problem mit seinem Bubi-Image. Der Wechsel von Hoffenheim nach Leipzig sei sicher eine Möglichkeit, dieses endgültig abzustreifen, "aber das hat für mich keine Relevanz", erklärte er im Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung".
"Das Image stört mich nicht, es amüsiert mich eher. Ich fand die Karikaturen dazu zum Beispiel ganz lustig", sagte Nagelsmann, der vor vier Jahren als 28-Jähriger in Hoffenheim zum Cheftrainer befördert worden war. "Ich bin gesettelt genug in meinem Leben und verspüre nicht das Bedürfnis, an einem Erwachsenen-Image zu arbeiten."
Auch mit 32 Jahren sei er schließlich "immer noch jung für einen Bundesligatrainer", so Nagelsmann: "Ich bin der jüngste und bleibe das wahrscheinlich auch erst mal." Probleme hat er damit nicht: "Für mein Alter kann ich nichts", sagte er. "Und dass ich wenig Bartwuchs habe, das ist halt so. Da komme ich drüber weg. Ich muss mich wenigstens nicht zweimal am Tag rasieren."
Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung (ots)