Ex-Nationalspieler Lehmann verteidigt Rüdiger

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Der ehemalige Nationaltorhüter Jens Lehmann hat Nationalverteidiger Antonio Rüdiger nach dessen Ausraster im spanischen Pokalfinale in Schutz genommen. Die Emotionalität gehöre eben zu Antonio Rüdiger und mache auch große Spieler aus.
Im Nachrichtensender "Welt" sagte Lehmann: "Er ist so ein toller Spieler
geworden, weil er ist, wie er ist. Und wenn man das jetzt aus ihm
rausnehmen will, dann hat er vielleicht nicht mehr seine volle
Leistungsfähigkeit. Ob wir uns erlauben können, auf ihn zu verzichten,
da bin ich mir nicht so sicher." Natürlich habe Rüdiger "da kein
einwandfreies Verhalten gezeigt", räumte Lehmann ein. "Ich finde aber,
sowas ist zu entschuldigen; das sind halt Emotionen, die ab und zu mal
mit jemandem durchgehen."
Man könne nicht stolz sein auf den
sportlichen Erfolg von Rüdiger, gleichzeitig aber dessen persönlichen
Werdegang ausblenden, findet Lehmann: "Wir freuen uns alle, dass Antonio
Rüdiger unser bester Verteidiger ist für die Nationalmannschaft, dass
er bei Real Madrid spielt, dass er dort die Champions League gewonnen
hat, spanischer Meister geworden ist - und aus Deutschland jemand. Aber
wir hinterfragen ja nie: Wie ist eigentlich jemand so gut geworden? Ich
kann mir vorstellen, weil ich auch mal das Vergnügen hatte, gerade auch
mit jemandem aus seinem engsten Umfeld zu sprechen, dass das schwierig
ist, so hochzukommen als Jugendlicher, mit den ganzen Anfeindungen, die
man da ertragen muss. Und das hat natürlich auch einen Grund, dass man
dann ebenso gut wird. Und man wird so gut vielleicht, weil auch seine
Mentalität ein bisschen anders ist als die der meisten anderen Spieler."
Der
Deutsche Fußballbund sollte sich fragen, ob einwandfreies Verhalten auf
und neben dem Platz wirklich das entscheidende Kriterium für eine
Nationalmannschaftskarriere sein sollte, so Lehmann. "Wir können uns für
den DFB dann fragen: Okay, wollen wir alles Spieler haben, die immer
angepasst sind, die sich selbst bei größten Enttäuschungen, bei größtem
vielleicht auch Ungerechtfertigkeiten, sich immer top benehmen? Oder
wollen wir vielleicht auch mal Spieler haben, die einen vielleicht auch
mal aufs nächste Level bringen und dann aber vielleicht auch ab und zu
mal - leider, aber das passiert - eben so kleine Aussetzer haben. Und
ich bin immer jemand, der sagt: Auf dem Fußballplatz sind so viele
Emotionen, da muss man die Dinge verzeihen können. Und er hat sich
entschuldigt."
Rüdiger werde ohnehin eine Strafe in Spanien
erhalten, daher brauche es wohl keine zusätzliche Sperre durch den DFB:
"Man sollte erst mal abwarten, wie lange er dort bestraft wird, ob man
ihn dann eben überhaupt noch sperren muss in der Nationalmannschaft, ob
es dann überhaupt Sinn macht, für eine gewisse Länge dieser Sperre dann
eben auch Antonio Rüdiger einzuladen. Aber da muss man ja jetzt nicht
sofort voreilig tätig werden. Er ist unser bester Verteidiger. Und am
Ende wollen wir in Amerika bei der WM erfolgreich sein."
Natürlich
hätten Fußballer auch eine Vorbildfunktion, räumte Lehmann ein. Aber es
gehe im Fußball eben durchaus rau zu: "Wir reden hier immer noch über
den Fußballplatz, wir reden hier über ein Fußballstadion. Und da, wo ich
gespielt habe, zum Beispiel, da wird man konstant beleidigt von den
Zuschauern in allerübelster Weise, gerade bei Auswärtsspielen. Und da
kann man sich jetzt auch nicht nachher als Spieler hinstellen und sagen:
Moment mal, die Zuschauer haben mich aber übelst beleidigt. Sondern das
gehört leider dazu. Und als Fußballspieler sollte man das nicht tun.
Ich rechtfertige das auch nicht und sage, das ist ein tolles Verhalten."
Er selbst sei in seiner Karriere "manchmal selber emotional" gewesen,
so Lehmann - so wie "auch die meisten meiner Mitspieler - und wir haben
uns nicht immer optimal verhalten".
Quelle: dts Nachrichtenagentur