Bergsteigerin Anja Blacha: An Leichen vorbei auf den Mount Everest
Archivmeldung vom 24.06.2017
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Freigeschaltet durch André OttBergsteigerin Anja Blacha hat sich auf dem Weg zum Gipfel des Mount Everest zwischenzeitlich gefühlt, als würde sie einen Friedhof begehen. "Wir sind beim Aufstieg an einer Leiche aus den Vorjahren vorbeigekommen; es war die erste von mehreren, die ich entlang der Route gesehen habe. Das war ein Warnsignal", sagte die gebürtige Bielefelderin der "Neuen Osnabrücker Zeitung".
Blacha berichtete von höchst widersprüchlichen Erlebnissen am höchsten Berg der Welt: "Auf dem Abstieg kam ich an einem Mann vorbei, der in derselben Nacht gestorben ist. Er lag im Schnee kurz unter dem höchsten Camp, am Fixseil gesichert." Als sie sich fragte, ob man den Tod des Mannes nicht hätte verhindern können, sei zeitgleich der Profibergläufer Kilian Jornet vorbeigelaufen, der gerade einen Rekord im Gipfelaufstieg aufstellte. Blacha: "Es ist schwer zu fassen, wie unterschiedlich es einem am Berg ergehen kann."
Mit ihren 27 Jahren ist die in Zürich lebende gebürtige Bielefelderin vermutlich die jüngste Deutsche, die den Mount Everest bestiegen hat. "Es wäre eine schöne Zugabe zum Gipfelerfolg. Es zeigt aber auch, dass es noch etwas braucht, bis sich mehr Frauen in die bis dato eher von Männern geprägte Welt des Bergsports wagen." Eine offizielle Bestätigung für diesen Superlativ steht allerdings noch aus, wie Blacha weiter berichtete: "Die Himalaja-Chronistin geht davon aus, da die bislang Jüngste 32 Jahre alt war und in dieser Saison keine jüngere Deutsche gemeldet war. Sie konnte es bislang aber noch nicht offiziell bestätigen, weil in diesem Jahr wohl über 600 Menschen auf dem Gipfel waren und sie die Erfassung dieser Saison erst noch abschließen muss."
Erst vor wenigen Jahren hatte Blacha mit dem Bergsteigen begonnen, schon jetzt war sie auf mehreren Bergen, die zu den sieben höchsten auf den jeweiligen Kontinenten gehören - den Seven Summits. Die Entscheidung, den Mount Everest zu erklimmen, traf sie erst zwei Monate vor dem Start der Expedition. "Die Nerven und die Geduld zu bewahren", seien die größten Herausforderungen gewesen. Unten den anderen Expeditionsteilnehmern war auch ein blinder Bergsteiger. "Er zeigte mir, dass man eine Behinderung nicht als solche sehen muss, sondern sich trotzdem ambitionierte Ziele setzen kann", sagte Blacha.
Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung (ots)