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Olympia: Bei Misserfolg drohen Leichtathleten Sparmaßnahmen

Archivmeldung vom 24.07.2012

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 24.07.2012 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Logo Deutscher Olympischer Sportbund (DOSB)
Logo Deutscher Olympischer Sportbund (DOSB)

Der Deutsche Leichtathletik Verband (DLV) muss bei den Olympischen Spielen in London acht Medaillen holen, ansonsten droht ihm der Verlust von Fördergeldern. Das geht aus der Zielvereinbarung hervor, die der DLV mit dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) vor vier Jahren geschlossen hat.

Die Ziele der Leichtathleten für London liegen der WAZ-Mediengruppe vor: Eine Medaille im Sprint; drei in den Mehrkämpfen und Sprungdisziplinen, davon eine Gold; dazu vier in den Wurfdisziplinen, auch davon eine Gold. Erfüllt der DLV diese Vorgaben nicht, kann das zwei Konsequenzen haben: Entweder, das Ministerium zieht Mittel ab, als Strafe. Oder es stockt sie auf, weil das Geld für die gesteckten Ziele nicht reicht. Die Entscheidung fällt hinter verschlossenen Türen.

Über Zielvereinbarungen verteilt das Bundesinnenministerium mit Hilfe des DOSB Steuermittel an die Verbände. Trotzdem sind die Vereinbarungen geheim. Kritiker werfen dem DOSB vor, unliebsame Verbände abzustrafen. Der DOSB und das BMI bestreiten, dass über diese Zielvereinbarungen Machtpolitik betrieben werde. Insgesamt hat das Bundesinnenministerium Spitzensport im vergangenen Jahr mit knapp 133 Millionen Euro gefördert - Geld für Olympiastützpunkte, Forschungseinrichtungen und Sportverbände.

Die Westdeutsche Allgemeine Zeitung hat vor 14 Monaten mit Hilfe des Informationsfreiheitsgesetzes Einsicht in die Zielvereinbarungen der Verbände beantragt. Bis heute wehren sich Ministerium und DOSB mit allen Mitteln gegen Transparenz - selbst vor Gericht. Derzeit ist eine Klage vor dem Verwaltungsgericht Berlin anhängig. "Ich höre immer wieder von Verbandsvertretern, die Verhandlungen seien die pure Erpressung. Aber es herrscht eine Atmosphäre der Angst. Öffentlich äußert fast niemand Kritik", sagt Martin Gerster, sportpolitischer Sprecher der SPD.

Der Frankfurter Sportpädagoge Robert Prohl sagte der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung: "Im DOSB, aber auch im Innenministerium, ist offenbar noch nicht angekommen, dass der Kalte Krieg vorbei ist." Und dem Berliner Sportphilosophen Gunter Gebauer drängt sich "der peinliche Eindruck auf, dass das Sportsystem der DDR über das der Bundesrepublik gesiegt hat."

Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung (ots)

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