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Herzschlagfinale in Hockenheim: Timo Scheider neuer DTM-Champion

Archivmeldung vom 27.10.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 27.10.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Vor der DTM-Rekordkulisse von 165.000 Fans kam es auf dem Hockenheimring Baden-Württemberg zu einem Herzschlagfinale. Um Punkt 15:02 Uhr begleiteten donnernde Böller und Feuerwerksraketen Audi-Pilot Timo Scheider auf seinen letzten Metern bis zur Ziellinie und zu seinem bisher wichtigsten Titel seiner Motorsportkarriere: DTM-Champion 2008.

Nach einem perfekten Rennen mit optimalem Start, taktisch ideal geplanten Boxenstopps und einem Vorsprung von 3,062 Sekunden nach 37 Runden konnte der 29-Jährige sein Glück kaum fassen. "Das ist der größte Tag in meinem Motorsportleben. Ich danke meiner Familie und dem Team. Meinem Sohn möchte ich sagen: 'Loris ich liebe dich'", sagte der gerührte Sieger. Auch Audi-Motorsportchef Dr. Wolfgang Ullrich zeigte sich begeistert und plante schon das Abendprogramm: "Heute hauen wir auf die Pauke und zwar ordentlich." Für den Lahnsteiner Scheider war es der dritte Sieg im 88. DTM-Rennen binnen sieben Jahren. Zweiter wurde Scheiders härtester Verfolger Paul di Resta aus Schottland. Der Mercedes-Benz-Pilot kämpfte sich bis zur letzten Runde an den neuen Champion heran, konnte aber nicht mehr überholen und wurde somit sowohl im Rennen als auch in der Gesamtwertung Zweiter. Als dritter Pilot auf dem Siegerpodest stand der Brite Jamie Green (Mercedes-Benz). Der DTM-Rekordchampion Bernd Schneider (Mercedes-Benz) beendete sein 237. und letztes DTM-Rennen als Sechster.

Das Finale begann mit einem Paukenschlag. Scheider erwischte einen idealen Start und setzte sich sofort von Platz drei an die Spitze des Feldes. Pole-Mann und Markenkollege Mattias Ekström aus Schweden blieb vor dem neuen Drittplatzierten di Resta. Bereits in der dritten Runde zog der Schotte an Ekström, der am Ende Siebter wurde, vorbei und begann die Aufholjagd auf Scheider. Doch obwohl di Resta zwischenzeitlich um bis zu sieben Zehntelsekunden schneller war, konnte Scheider dank Nervenstärke und einer taktischen Meisterleistung seinen Platz behaupten und den Siegerpokal der populärsten internationalen Tourenwagenserie 2008 in Empfang nehmen. Das Rennen verfolgten zahlreiche Prominente wie Reiner Calmund, Sven Ottke oder Mika Häkkinen.

Feiern konnten auch zwei weitere Fahrer. Audi-Pilot Mike Rockenfeller beendete mit Position neun als bester Jahreswagenpilot das DTM-Finale. Der Brite Gary Paffett erzielte über die gesamte Saison jedoch die besten Ergebnisse in einem nicht aktuellen Fahrzeug und erhielt den Preis als bester Pilot in einem Jahreswagen.

In der Endabrechnung der DTM 2008 liegt Timo Scheider mit 75 Punkten vor di Resta (71) und Mattias Ekström (56), dem Champion aus 2007. In der Teamwertung siegte das Team Mercedes-Benz Bank AMG mit 109 Punkten vor dem Audi Sport Team Abt (102).

Timo Scheider (DTM-Champion 2008, Audi Sport Team Abt): "Das ist der schönste Tag in meinem Motorsport-Leben. Die letzte Runde war sehr emotional. Ein Gefühl, das man gar nicht beschreiben kann. Ich habe auch an meine Jungs gedacht, die heute eine Nachtschicht eingelegt haben, um mein Auto bereit zu machen. Und natürlich an meine Familie. Sie haben mitbekommen, wie ich in den letzten Wochen jede Sekunde an dieses Rennen gedacht habe. Ich habe mir nichts mehr gewünscht, als den Titel zu holen und wollte ihn auf keinen Fall beim letzten Rennen verlieren. Jetzt würde ich lieber im Hintergrund stehen und erst einmal alles realisieren. Ich wusste, wie schwierig es werden würde und habe deshalb alles auf den Start gesetzt. Das hat prima geklappt. Ich habe harte Zeiten hinter mir und danke Dr. Ullrich, der mir eine Chance bei Audi gegeben hat."

Paul di Resta (2. Platz, AMG Mercedes): "Zu allererst möchte ich natürlich Timo gratulieren. Wir sind im Laufe der Saison stark zurückgekommen, leider ganz knapp nicht stark genug. Nicht schön war, dass Mattias Ekström zweimal versucht hat, mich abzudrängen. Aber auch mit dem zweiten Platz bin ich zufrieden. Außerdem kann ich ja nächstes Jahr wieder da sein und es einen Platz besser machen. Aber nun haken wir das hier ab und feiern heute Abend Bernd Schneider, bevor er in den Renn-Ruhestand geht."

Jamie Green (3. Platz, Salzgitter AMG Mercedes): "Auch von mir Glückwunsch an Timo zu diesem verdienten Titel. Ich bin ganz zufrieden mit meinen Resultaten, aber bei zwei Siegen in einer Saison will man natürlich eigentlich auch um den Titel kämpfen. Im Rennen heute hat Mattias Ekström, weil er Paul (di Resta) abgedrängt hat, den Weg frei gemacht und ich konnte einfach durchschlüpfen. Später habe ich mich dann zurückgehalten, denn ich wollte Paul die bestmögliche Chance geben, Timo zu attackieren."

Audi-Motorsportchef Dr. Wolfgang Ullrich: "Das waren Höhen und Tiefen. Gestern hat Timo bei seinem Hüpfer das Auto beschädigt - was nicht das Beste ist, um in ein Entscheidungsrennen zu gehen. Die Situation war vor dieser Riesenkulisse sehr aufgeladen, und wir wollten natürlich eine tolle Leistung zeigen. Es lag in Timos Hand, alles selbst zu entscheiden. Das hat er geschafft und das macht ihn zu einem verdienten Champion, der einen exzellenten Job gemacht hat gegen den stärksten Konkurrenten, den man sich vorstellen kann. Wir haben hier einen neuen Zuschauerrekord aufgestellt - das unterstreicht, welchen Stellenwert diese Meisterschaft hat. Trotzdem werden wir bald wieder zusammenkommen, um zu gucken, was wir noch besser machen können."

Mercedes-Benz-Motorsportchef Norbert Haug: "Ich freue mich ehrlich für Timo, er hat eine harte Zeit hinter sich. Timo ist ein guter sympathischer Bursche und ein würdiger Champion - viel anderes hätte man über Paul aber auch nicht gesagt. Ich freue mich aber auch über diese Saison und unsere Leistung - die Zuschauer haben ein gutes Finale gesehen. Pauls Auto war leicht beschädigt nach der Kollision mit Mattias Ekström. Aber es ist hypothetisch zu überlegen, was ohne Blessur möglich gewesen wäre. Wir haben die Silbermedaille bei den Fahrern geholt, aber die Goldmedaille bei den Teams und mehr Punkte geholt mit unseren C-Klassen als die Konkurrenz. Da können wir stolz drauf sein, und das werden wir feiern. Wir haben unser Fell teuer verkauft."

Die DTM-Saison 2008 in Zahlen

An elf Rennwochenenden absolvierten die 19 DTM-Piloten in Trainings, Qualifying und Rennen insgesamt 31.090 Runden und 104.955 Kilometer - soviel wie fast zweieinhalb Mal um die Erde.

Die 19 Piloten haben ein Durchschnittsalter von 28,3 Jahren. Jüngster Fahrer ist Paul di Resta (22), ältester Bernd Schneider (44). Das Fahrerfeld setzt sich aus acht Nationen zusammen. Deutschland ist mit sieben Piloten vor Großbritannien (6) am stärksten vertreten. Außerdem dabei: Kanada, Schweden, Österreich, Frankreich, Dänemark und die Niederlande.

Die DTM ist ein Zuschauermagnet. Mehr als 770.600 Besucher verfolgten die elf DTM-Läufe des Jahres. Das sind im Schnitt 70.054 Fans.

Im internationalen TV wurde in 51 Ländern von den Rennen der DTM live oder zeitversetzt berichtet. In 2007 waren es 46 Nationen. Das ist eine Steigerung um knapp elf Prozent.

Im Durchschnitt verfolgten 1,33 Millionen Zuschauer die Live-Übertragungen von Fernsehpartner ARD.

Die ARD übertrug mehr als 84 Stunden von der DTM. Pro Veranstaltung waren es durchschnittlich sieben Stunden und 42 Minuten.

Pro Rennen berichteten die Printredaktionen im Durchschnitt in einer Auflage von 167,540.160 Millionen. Die Steigerung zum Vorjahr beträgt 24,85 Prozent.

494 Zeitungs-Berichte wurden pro Rennwochenende durchschnittlich veröffentlicht. Im Vergleich zu 2007 wurde auch diese Zahl gesteigert (18,75 Prozent).

Auf die Internetseiten der DTM wurde monatlich im Durchschnitt 3,5 Millionen Mal zugegriffen. Hier beträgt der Zugewinn 12,9 Prozent.

Quelle: DTM

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