Botschafter Katars in Berlin: "Instrumentalisierung der Fußball-WM aufgrund persönlicher oder politischer Motive ist nicht hinnehmbar"
Archivmeldung vom 10.02.2022
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 10.02.2022 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Sanjo BabićSeine Exzellenz der Botschafter des Staates Katar in Berlin, Scheich Abdullah bin Mohammed bin Saud Al Thani, drückt sein Bedauern in Bezug auf die Äußerungen des SPD-Vorsitzenden Lars Klingbeil wie auch die des Abgeordneten Frank Schwabe, Sprecher für Menschenrechte und humanitäre Hilfe der SPD-Bundestagsfraktion, aus.
Diese rufen zum Boykott der Fußball-Weltmeisterschaft 2022 in Katar auf. S.E. der Botschafter äußert hierzu, dass diese Aussagen "politischen und persönlichen Agenden dienen und somit nicht hinnehmbar seien." Seine Kritik richtet sich dabei gegen die Doppelmoral und die einseitige Sichtweise, die einige Verantwortungsträger durch die Politisierung der WM betreiben.
Seine Exzellenz ruft die Abgeordneten Klingbeil und Schwabe dazu auf, sich auf zuverlässige Informationsquellen zu berufen, bevor Aussagen getroffen werden, die nicht die Realität widerspiegeln. Zudem empfiehlt er ihnen, die jüngsten Berichte internationaler Organisationen, wie beispielsweise der "Internationalen Arbeitsorganisation" und des "Internationalen Bundes der Bau- und Holzarbeiter", zu lesen. Diese dokumentieren die Fortschritte, die der Staat Katar in den vergangenen Jahren erreichen konnte. Dafür hätten einige andere Länder Jahrzehnte gebraucht.
Seine Exzellenz verweist ferner auf den jüngsten Bericht des "Ausschusses für Kultur, Wissenschaft, Bildung und Medien der Parlamentarischen Versammlung des Europarates". Dieser bezieht sich auf die vom Staat Katar eingeführten Reformen im Bereich des Arbeitsrechts zur Sicherstellung der Arbeitnehmerrechte, einschließlich der Einführung des Mindestlohns, welcher mehr als 400.000 Arbeitern unmittelbar zufloss und dazu beitrug, über 96 Prozent der Arbeiter vor Lohnverstößen zu schützen. Hinzu kommen die Abschaffung des Kafala-Systems und die Freiheit des Arbeitgeberwechsels. Dank der Abschaffung des Kafala-Systems im August 2021 konnten über 242.870 ausländische Arbeitnehmer bis Anfang November 2021 ihren Arbeitsort wechseln.
Überdies führte der Staat Katar ein kostenloses Krankenversicherungssystem für Arbeitnehmer ein. Seine Exzellenz hebt hierbei hervor, dass sich der Staat Katar hinsichtlich des Status und der Arbeitsbedingungen wie auch der Lebensbedingungen ausländischer Arbeiter, zu einem Vorbild für die Länder der Region entwickelt habe.
In Bezug auf den Aufruf der Abgeordneten Klingbeil und Schwabe bezüglich des Status und der Rechte der Frau, auf den Staat Katar Druck auszuüben, äußert Seine Exzellenz der Botschafter sein Bedauern über "ihre mangelnde Nutzung verfügbarer Informationsquellen zum Status von Frauen in Katar. Offenbar ist ihnen nicht bewusst, dass das katarische Kabinett seit 2002 immer mehr Frauen in Ministerämtern einsetzt, was dem Land eine Vorreiterstellung unter den Staaten des Golfkooperationsrates verleiht. Zudem besetzen Frauen in Katar 31 Prozent der Führungspositionen im Land und über 25 Prozent im Wirtschaftssektor, wobei das katarische Gesetz Frauen das Recht gewährt, im Schura-Rat zu kandidieren und abzustimmen. Aktuell wird das Amt des stellvertretenden Vorsitzenden des Schura-Rates ebenfalls von einer Frau besetzt." Der Botschafter versichert zudem, dass die Abgeordneten Klingbeil und Schwabe ausreichende Informationen erhalten hätten, wenn sie auf die vergangenen an sie gerichteten Gesprächsanfragen der Botschaft eingegangen wären.
Auch betont der Botschafter, dass "die Welt eine einzigartige und unverwechselbare Ausrichtung der Weltmeisterschaft erleben werde". Dies belege nicht zuletzt "die Rekordzahl an Ticketanfragen für die Spiele der Fußball-Weltmeisterschaft 2022, die sich auf 17 Millionen Anfragen innerhalb von knapp 20 Tagen beläuft - davon 1,8 Millionen Ticketanfragen allein für das das Endspiel."
Der Botschafter hebt den Stolz Katars in Bezug auf seine historischen bilateralen Beziehungen zur Bundesrepublik Deutschland hervor und ruft die beiden Bundestagsabgeordneten dazu auf, sich einen Überblick über den außerordentlichen Umfang vieler sicherheitspolitischer, humanitärer und politischer Dossiers zwischen dem Staat Katar und den aufeinanderfolgenden deutschen Regierungen zu verschaffen, welche der Stabilität, Entwicklung und dem Wohlstand auf der ganzen Welt dienen.
Quelle: Botschaft des Staates Katar in Berlin (ots)