René Schnitzler sollte für 100.000 Euro fünf Spiele des FC St. Pauli manipulieren
Archivmeldung vom 04.01.2011
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 04.01.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittErstmals packt ein deutscher Fußball-Profi über Spielmanipulationen aus: Der frühere St.-Pauli-Stürmer René Schnitzler gibt in der neuen Ausgabe, am Mittwoch erscheinenden Ausgabe des stern zu, mehr als 100.000 Euro dafür genommen zu haben, dass er insgesamt fünf Spiele des FC St. Pauli manipuliere. Diese Spiele fanden alle 2008 statt, damals spielte St. Pauli noch in der Zweiten Bundesliga. Im Gespräch mit dem stern gab Schnitzler an, Geld von einem Wettpaten namens "Paul" bekommen zu haben, aber keines der fraglichen Spiele manipuliert zu haben. Schnitzler ist seit Jahren spielsüchtig: "Seit ich 18 Jahre alt bin, gab es kaum einen Tag, an dem ich nicht gespielt habe."
Der Wettpate heißt nach Recherchen des stern Paul Rooij, ist Niederländer und mutmaßlich eine zentrale Figur im Bundesliga-Wettskandal. Akten der Bochumer Staatsanwaltschaft, die dem stern vorliegen, zeigen, dass Rooij mit vielen der im Bochumer Wettskandal-Prozess Beschuldigten engen Kontakt hatte - er war ein "Boss und Lenker" schreibt das Magazin. Die Unterlagen legen nahe, dass Paul Rooij für zahlreiche mutmaßliche Spielmanipulatoren hohe Wetten in Asien platzierte, die von deutschen Wettanbietern nicht gehalten worden wären.
In Deutschland setzte Rooij laut René Schnitzler fünfmal hohe Beträge auf Niederlagen des FC St. Pauli bei Auswärtsspielen. Konkret ging es um die Partien bei Mainz 05 (Saison 2007/2008), bei Hansa Rostock, dem FC Augsburg, dem MSV Duisburg und erneut bei Mainz 05 (jeweils Saison 2008 /2009).
Stellungnahme des Ligaverbands: "Kein Bundesliga-Wettskandal"
Zur aktuellen Veröffentlichung der Illustrierten "Stern" über die angeblichen Spielmanipulationsvorwürfe im Zusammenhang mit dem ehemaligen St.-Pauli-Stürmer René Schnitzler nimmt der Ligaverband wie folgt Stellung:
"Der Ligaverband hat den Vorfall zur Kenntnis genommen und unverzüglich Maßnahmen eingeleitet. Nach gegenwärtigem Stand sind uns keine Auffälligkeiten bekannt. Weder haben wir seitens Sportradar Hinweise zu auffälligen Wettbewegungen erhalten noch hat der Spieler, der bei drei der fünf angegebenen Partien auch gar nicht zum Einsatz gekommen ist, Spielmanipulationen zugegeben. Bis zum Beweis des Gegenteils kann daher nicht von einem Bundesliga-Wettskandal gesprochen werden.
Der Ligaverband hat heute bei Sportradar die erneute Prüfung der genannten Spiele in Auftrag gegeben. Zudem wird er die ermittelnde Staatsanwaltschaft Bochum und den Kontrollausschuss des DFB mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln unterstützen."
Quelle: stern / DFL Deutsche Fußball Liga GmbH