Frauen von den Olympischen Winterspielen 2010 ausgeschlossen
Archivmeldung vom 06.12.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt"Die jüngste Entscheidung des IOK, das Damenskispringen von den Winterspielen 2010 in Vancouver auszuschliessen, ist eine himmelschreiende Diskriminierung und ein erstaunlicher Schritt zurück ins finsterste Mittelalter", so Deedee Corradini, ehemalige Bürgermeisterin von Salt Lake City (US-Bundesstaat Utah) und Präsidentin von "Women's Ski Jumping USA".
Aufgabe des Olympischen Komitees ist es, "Frauen im Hinblick auf
die Durchsetzung des Prinzips der Gleichberechtigung zwischen Mann
und Frau auf allen Ebenen und in allen Sportarten zu ermutigen und zu
fördern ", sagte Corradini. "Dadurch, dass es den Skispringerinnen
das Recht verweigert, an den Olympischen Winterspielen 2010
teilzunehmen, begeht das IOK den offensichtlichsten Fall von
Frauendiskriminierung bei Olympischen Spielen seit der
widerstrebenden Aufnahme des Frauenmarathons, Anfang der 80er Jahre".
Die Skispringerin Anette Sagen aus Norwegen, zweite der
Weltrangliste, sagte: "Ich bin vom IOK wirklich sehr enttäuscht.
Überall auf der Welt arbeiten Menschen für die Gleichberechtigung der
Frau, aber das IOK weigert sich, dies zu tun. Wenn es um das
Damenskispringen geht, legen sie zweierlei Mass an".
Im Mai 2006 entschied der Internationale Skiverband FIS
(International Ski Federation), der Dachverband der Skispringer, mit
114 Stimmen gegen eine die Wettkampfqualifizierung der
Skispringerinnen. Daraufhin wurde beim IOK in aller Form die
Zulassung der Skispringerinnen zu den Olympischen Spielen 2010
beantragt. Darüber hinaus reichten auch das VANOC (Vancouver
Organizing Committee) und das kanadische Olympische Komitee
Zulassungsanträge beim IOK ein.
"Die Damen sind bereit und in der Lage an den Olympischen Spielen
teilzunehmen", sagte Fabien Ebenhoch, Trainer des italienischen
Skispringerinnen-Teams und ehemaliger österreichischer Trainer. "Die
Sprungschanze bei den Junior-Weltmeisterschaften war bereits höher
als diejenige, die bei den Olympischen Spielen zum Einsatz kommen
würde. Die Juniorinnen haben also im Jahre 2006 bereits gezeigt, was
Erwachsene im Jahre 2010 bestimmt können werden".
Letztes Jahr sagte FIS-Präsident und einflussreiches IOK-Mitglied
Gian Franco Kasper dem Sender National Public Radio gegenüber, dass
Skispringen "vom medizinischen Standpunkt aus gesehen für Damen nicht
geeignet zu sein scheint".
Nach Angaben des IOK gibt es nicht genügend teilnehmende Länder
und Springerinnen, um die zusätzliche Veranstaltung zu rechtfertigen.
Seit 1995 haben jedoch Skispringerinnen aus einem Dutzend Länder und
von drei Kontinenten an einer Wettbewerbsrunde für die weibliche
Elite teilgenommen. Bis zum Jahre 2010 werden vier
Junior-Weltmeisterschaften und eine Weltmeisterschaft im
Damenskispringen abgehalten.
Im Gegensatz dazu zählt das vom IOK für Vancouver im Jahre 2010
mitaufgenommene Damen-Skicross nur halb so viele Sportler und wird
bei weniger als halb so vielen Wettkämpfen und auf nur einem einzigen
Kontinent betrieben.
Informationen zu Women's Ski Jumping USA
Women's Ski Jumping USA ist eine gemeinnützige Vereinigung (nach Paragraf 501(C)3 des US-amerikanischen Steuergesetzes), die in den USA das Damenskispringen fördert und Skispringerinnen weltweit unterstützt. Aufgabe der Vereinigung ist es, Skispringerinnen die Unterstützung zukommen zu lassen, die sie für Wettkämpfe auf höchstem Niveau sowohl in den USA und auch international brauchen. Weitergehende Informationen erhalten sie über: www.wsjusa.com.
Quelle: Pressemitteilung Women's Ski Jumping USA