Thomas Bach: Nationale Antidopingagentur funktioniert
Archivmeldung vom 31.01.2013
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 31.01.2013 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittThomas Bach hat die Arbeit der Nationalen Antidopingagentur (Nada) gegen Kritik in Schutz genommen und meint, dass ein erfolgreich enttarnter Dopingfall wie Lance Armstrong auch in Deutschland möglich wäre. "Wir haben Vertrauen in unsere Nada, sie ist und bleibt unser Kompetenzzentrum. Wir als DOSB müssen ihre Rahmenbedingungen sichern helfen und gegebenenfalls an Stellschrauben drehen", sagte der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) in einem Interview mit der "Welt".
Armstrong sei belangt worden "wegen Meineides und Betruges. Auch das ist in Deutschland möglich, siehe etwa den anhängigen Fall Stefan Schumacher (gedopter deutscher Radprofi - d.R.), in dessen Fall es um Betrug geht. In den USA hat die Usada, kurz nachdem das staatliche Verfahren gegen Armstrong eingestellt worden war, unter Zuhilfenahme des Codes der Weltantidopingagentur Wada ein eigenes Verfahren eingeleitet und ihn überführt."
Kritik an der deutschen Nada weist Bach zurück, er steht weiter zum sogenannten Stakeholder-Modell, das u.a. die SPD-Fraktion im Bundestag als gescheitert ansieht. Es sei zu simpel zu sagen, ein System sei gescheitert, "weil es momentan nicht die von uns allen erwünschte Finanzierung genießt. Das reicht mir aber nicht aus. Wer kritisiert, muss eine verlässliche Alternative nennen! Würde der Staat sich zum Beispiel wie in anderen Ländern dazu entschließen, die Nada zu 100 Prozent zu fördern und würde sie unabhängig bleiben, so wäre das durchaus zu begrüßen." Aus seiner Sicht sei es an der Politik - "speziell an den Bundesländern" ", "endlich einen angemessenen, längerfristigen Beitrag zu leisten. Die Nada darf nicht wie 2012 vor der Situation stehen, dass die Probleme auf den letzten Drücker gelöst werden", forderte Bach in der "Welt".
Die Debatte um Gesetzesänderungen für eine bessere Verfolgung von Dopingdelikten sieht Bach als noch nicht beendet. "Natürlich ist das ein Prozess. Wir haben uns deswegen auch mit Travis Tygart getroffen und werden den Meinungsaustausch auch zukünftig fortsetzen. Es wäre schade und aus meiner Sicht kontraproduktiv, wenn man die Thematik immer nur reduziert auf diesen einen Punkt - Besitzstrafbarkeit ", ohne das gesamte System zu betrachten. Es lassen sich nicht beliebig Stellschrauben verändern, ohne das System zu beeinträchtigen. Die Praktikabilität darf nicht gefährdet werden!
Die Bestrafung muss schnell, hart und klar erfolgen können und darf sich nicht in verschiedenen Rechtskanälen verlieren", sagte Bach, der vom aktuellen Prozess in Madrid gegen den Dopingarzt Fuentes im Übrigen "nicht viel" erwartet, auch wenn er "immer die Hoffnung hat, dass am Ende endlich reiner Tisch gemacht wird".
Der IOC-Vizepräsident äußerte sich zudem zu den Chancen einer neuerlichen deutschen Olympiabewerbung. Es werde zunehmen schwieriger, Großprojekte zu stemmen, konstatierte Bach, wie man am Beispiel der neuen Berliner Flughafens erkennen könne. "Eine Situation wie jetzt rund um den BER in Berlin kratzt am Vertrauen im Ausland an der deutschen Fähigkeit zur besten Organisation", warnt Bach.
Quelle: dts Nachrichtenagentur