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ARD-Sportschau: Gravierende Lücken bei Dopingtests Internationaler Sportverbände

Archivmeldung vom 14.03.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 14.03.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: Stephanie Hofschlaeger / pixelio.de
Bild: Stephanie Hofschlaeger / pixelio.de

Nach Recherchen der ARD-Sportschau und des WDR-Magazins Sport Inside weisen die Dopingkontrollen großer internationaler Sportverbände gravierende Lücken auf. Danach lassen mehrere internationale Dachorganisationen offenbar Dopingproben in Laboren offenbar gar nicht oder nur in geringen Mengen auf die klassischen Dopingmittel Epo und Wachstumshormon untersuchen.

In der heutigen ARD-Sportschau (18.00 Uhr, Das Erste) bestätigte zudem die Vorsitzende der Medizinischen Kommission der Internationalen Eislaufunion (ISU), Jane Moran (Kanada), dass der Weltverband den Urintest der Eisschnellläuferin Claudia Pechstein am 7. Februar 2009 bei der Mehrkampfweltmeisterschaft in Hamar (Norwegen) nicht auf das Blutdopingmittel Epo hatte testen lassen: "Ja, das stimmt", sagte Moran gegenüber der Sportschau . Am selben Tag wurden bei Pechstein erhöhte Blutwerte gemessen, die später eine zweijährige Sperre durch die ISU nach sich zogen. In den Sportgerichtsurteilen im Fall Pechstein hatte es stets geheißen, dass alle Urinkontrollen bei Pechstein ausnahmlos negative Ergebnisse erbracht hätten.

Jane Moran führte weiter aus, dass die ISU nur "in ein bis zwei Prozent" der Urinproben bei Wettkämpfen auf Epo suchen lässt. "Wir vermuten, dass Athleten so intelligent sind, die EPO-Einnahme kurz vor dem Wettkampf zu stoppen. Wir fanden daher nicht, dass wir unser Geld richtig einsetzen, wenn wir während der Wettkämpfe auf Epo testen", sagte die ISU-Funktionärin. Der Generaldirektor der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA), David Howman, erklärte der Sportschau, er halte die Praxis von Sportverbänden, nur wenige Epo-Tests zu machen, für "besorgniserregend": "Es gibt einen Freifahrtsschein für die, die mit Epo dopen wollen", so der WADA-Spitzenfunktionär.

Die ARD-Recherchen förderten weitere große Lücken bei den von Internationalen Sportverbänden organisierten Dopingtests zutage. Jim Carrabre, Vizepräsident Medizin der Internationalen Biathlon-Union (IBU) räumte gegenüber der Sportschau ein, dass ein Test auf Wachstumshormon in "weniger als ein Prozent" der bei Biathleten abgenommenen Blutproben erfolge. Als Begründung führte der IBU-Funktionär an, dass Wachstumshormon vermutlich kaum leistungssteigernden Effekt bei Biathleten habe.

Der Weltleichtathletikverband IAAF hat zudem im Jahr 2010 laut eigener Statistik keine der in Wettkämpfen genommenen Blutproben auf Wachstumshormon oder das Blutdopingmittel CERA untersuchen lassen. Jiri Dvorak, Chef der Medizinischen Kommission des Weltfußballverbandes FIFA, räumte ebenso ein, dass die FIFA den für den Nachweis von Wachstumshormon notwendigen Dopingtest mit Blutserum kaum durchführe. Außerdem erklärte der FIFA-Funktionär, dass bei der WM in Südafrika bei nicht mehr als 20 % der Dopingkontrollen ein Epo-Test gemacht worden sei. "Wir haben bei den Epo-Tests ein ähnliches System wie das Internationale Olympische Kommittee", sagte Dvorak. Er erklärte: "Es zeigt sich, dass das Dopingproblem im Fußball sehr, sehr gering ist."

WADA-Generaldirektor David Howman sieht in der derzeitigen Praxis mancher Internationaler Sportverbände einen erheblichen Missstand und fordert nun, dass die WADA Einblick in die von Sportverbänden mit Laboren abgeschlossenen Verträge erhalte. "Wir wissen gar nicht, welcher Sport was für Kontrollen macht. Wir bekommen keinen Einblick in die Verträge, die die Sportverbände mit den Laboren haben. Das Problem gehen wir jetzt an."

Quelle: WDR Westdeutscher Rundfunk

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