Eishockey-Klubs setzen Spieler als Postboten ein
Archivmeldung vom 22.10.2009
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 22.10.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie nicht enden wollende Finanzmarktkrise lässt einige Klubs der Deutschen Eishockey Liga inzwischen zu außergewöhnlichen Aktionen wie dem Verleih der Spieler oder der ganzen Mannschaft zu Weihnachts-, Firmen- oder privaten Familien-Events greifen.
Obwohl Angebote wie das zusammen Frühstücken mit Spielern oder sich von
den Sportprofis bekochen zu lassen, skurril erscheinen, können sie für
viele Klubs wichtige Einnahmequellen sein. Denn sinkende
Zuschauerzahlen sowie Sponsoren-Einbußen setzen Klubs unter Druck.
ERC Ingolstadt bietet Drei-Gänge-Menü
Das Ziel der Aktionen ist es, den einen oder anderen Euro zusätzlich zu akquirieren oder zumindest die Menschen wieder zum Eishockey zu locken. Im Fokus steht dabei der direkte Kontakt zwischen Spielern und Fans. Wie das Handelsblatt berichtet, bietet unter anderem der ERC Ingolstadt seinen Fans an, sich für die Summe von 19,64 Euro - angelegt an das Gründungsjahr des Klubs 1964 - von den Sportlern am 7. November in der 120 Gäste fassenden Klubgaststätte mit einem Drei-Gänge-Menü bekochen zu lassen.
"Solche Aktionen sind schön, um in die Medien zu kommen und
kurzfristig Aufmerksamkeit zu erhaschen. Langfristig bringt dies ohne
eine konkret geplante Strategie aber nichts", erklärt André Bühler,
Professor für Sport- und Eventmanagement an der Macromedia Hochschule
für Medien und Kommunikation,
auf Nachfrage von pressetext. Laut dem Fachmann sollten die Klubs
Maßnahmen wie diese genau planen sowie die Zielgruppen im Auge
behalten. "Web-2.0-Initiativen wie Facebook oder Twitter können sich
zwar lohnen, benötigen jedoch Ressourcen, die oft nicht vorhanden
sind", meint Bühler.
Spieler als Postboten, Telefonisten und Gesellschafter
Einen etwas anderen Weg beschreitet die Düsseldorfer EG. Auf Wunsch kommen die Profi-Spieler bis an die Haustür und bringen den Dauerkarten-Inhabern höchstpersönlich ihre Saison-Tickets nach Hause. So wollen die Klubs das entgegengebrachte Vertrauen den Fans zurückgeben. Die Kölner Haie setzten ebenfalls auf die Nähe zu Fans. So ist geplant, dass der derzeit verletzte Nationalspieler Christoph Ullmann Anhänger anruft, die schon länger nicht mehr zu Spielen gekommen sind. Es gilt das Motto: "Fragen kostet nichts."
Die Kassel Huskies ermöglichen es, dass interessierte Fans vor Auswärtsfahrten mit der gesamten Mannschaft brunchen können, während die Nürnberg Ice Tigers und die Straubing Tigers sogar Partnerschaften für die Spieler anbieten. Die Sparkasse Nürnberg macht für Stürmer Petr Fical dafür immerhin 20.000 Euro locker. Bei den innovativen Marketingmaßnahmen sollte der sportliche Erfolg im Zentrum der Voraussetzung für Fans stehen. "Sportlicher Erfolg und gutes Marketing stehen im Wechselverhältnis und bedingen einander", sagt Bühler abschließend gegenüber pressetext.
Quelle: pressetext.deutschland (Florian Fügemann)