Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble: "Polen hat ein Hooligan-Problem"
Archivmeldung vom 15.05.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittBundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) hat Befürchtungen vor ausländischen Hooligans bei der Fußball-Weltmeisterschaft. "Polen hat ein Hooligan-Problem", sagte Schäuble im Gespräch mit dem "Tagesspiegel". Das Innenministerium arbeite mit den polnischen Behörden an einer Lösung, es fänden gemeinsame Polizeiübungen statt.
Schäuble wich der Frage
aus, ob er bereits die persönlichen Daten polnischer Hooligans
vorliegen habe. "Es ist nicht so, dass der polnische Innenminister
ein Paket schickt, auf dem steht: Das sind Daten unserer
Gewalttäter." Experten befürchten vor allem Ausschreitungen
polnischer Gewalttäter bei der WM. Zuletzt hatten sich deutsche und
polnische Gewalttäter in einem Wald in Brandenburg zu einer
Schlägerei verabredet. Schäuble warnte auch vor der Gefahr deutscher
Gewalttäter. "Das größte Problem haben wir mit deutschen Hooligans,
das müssen wir nicht den Nachbarländern in die Schuhe schieben."
In dieser Woche eröffnet beim Bundesinnenministerium das
Sicherheitszentrum zur Weltmeisterschaft. Schäuble kündigte einen
besonderen Schutz der iranischen Mannschaft an. "Die iranische
Regierung ist in Sorge, dass ihre Mannschaft bedroht wird", sagte der
auch für Sport zuständige Innenminister. "Wir haben versprochen, für
alle WM-Quartiere spezielle Verbindungsbeamte abzustellen. Das
bekommen die US-Amerikaner auch, sie sind auch ein potenzielles
Ziel." Wenn Irans umstrittener Präsident Mahmud Ahmadinedschad
anreise, brauche er wie alle Staatsoberhäupter kein Visum. "Wenn er
mit der Mannschaft anreist, haben wir die Verpflichtung, ihn zu
empfangen", sagte Schäuble. Die Bundesregierung würde ihm aber sagen,
dass seine Äußerungen, etwa gegen das Existenzrecht Israels,
unerträglich seien. "Wenn der Sicherheitsbeirat der Vereinten
Nationen oder die Europäische Union ein Einreiseverbot verhängt, sage
ich: A la bonne heure, von mir aus gern", sagte Schäuble.
Für den Schutz der Fanfeste in den Innenstädten kündigte Schäuble
Zugangskontrollen und eine Videoüberwachung an. "Überwachung schreckt
ab. Auf jedem großen Platz muss man damit rechnen, gefilmt zu
werden", sagte Schäuble dem "Tagesspiegel". "Gewalttäter werden wir
aussortieren, auch mit Ausweiskontrollen. Wer Krawall will, wird
keine Freude haben." Außerdem drohte er Terroristen, die Anschläge
mit Flugzeugen planen. "Ich würde niemanden raten, solche Mäzchen zu
machen, wenn im Olympiastadion ein WM-Spiel stattfindet. Sie werden
schnell aufgefordert, abzudrehen", kündigte Schäuble an. "Die
Luftwaffe hat viele Möglichkeiten."
Quelle: Pressemitteilung Der Tagesspiegel