Wada-Leaks: Fancy Bears veröffentlichen weitere Daten von Sportlern
Archivmeldung vom 17.09.2016
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 17.09.2016 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Hacker-Gruppe „Fancy Bears“ hat am Freitag auf ihrer Webseite den dritten Teil der WADA-Unterlagen veröffentlicht, die davon zeugen sollen, dass die Welt-Anti-Doping-Agentur einigen Athleten die Einnahme von verbotenen Arzneimitteln aus angeblich therapeutischen Gründen genehmigt hatte, schreibt das russische online Magazin "Sputnik".
Weiter heißt es auf deren deutschen Webseite: "In eine weitere Liste sind unter anderem die Olympia-Siegerinnen von Rio wie die Boxerin Nicola Adams, die Radrennfahrerin Laura Trott (beide Großbritannien), die australische Ruderin Kimberly Brennan und die spanische Schwimmerin Mireia Garcia Belmonte, die zu ihrem Gold auch eine Bronzemedaille hatte hinzufügen können, aufgenommen.
Hinzu kommen auch zwei Silbermedaillengewinnerinnen, die britische Ruderin Olivia Carnegie-Brown und die britische Schwimmerin Siobhan-Marie O'Connor, sowie ihre männlichen „Kollegen" aus Australien, der Ruderer Alexander Belonogoff und der Bahn- und Straßenradrennfahrer Jack Bobridge, die ebenfalls Silbermedaillen in Rio de Janeiro gewannen.
Unter den Bronzemedaillengewinnern von Rio wird die Schwimmerin Jeanette Ottesen aus Dänemark genannt. Deutschland ist diesmal mit zwei Athleten vertreten, die allerdings keine Medaillen in Rio de Janeiro gewinnen konnten.
Die Welt-Anti-Doping-Agentur WADA bestätigte die Echtheit der Dokumente. „In ihren früheren primären Veröffentlichungen haben sie (die Hacker) damit gedroht, weitere Daten zu veröffentlichen. Deshalb ist das leider nicht unerwartet gekommen, und wir sollten auf weitere Veröffentlichungen vorbereitet sein", heißt es in einer Mitteilung auf der WADA-Webseite.
Die Agentur konsultiere zurzeit hochrangige Mitarbeiter internationaler Vollstreckungsbehörden und Experten für Cyber-Sicherheit, um sich zu vergewissern, dass das Anti-Doping-System ADAMS, in dem die Ergebnisse von Doping-Proben fixiert seien, sicher bleibe.
Nachdem die Hackergruppe „Fancy Bears" am Donnerstag den ersten Teil von WADA-Daten veröffentlicht hatte, sagte der WADA-Chef Olivier Niggli, die Cyber-Angriffe seien von Russland organisiert worden. Der Pressesprecher des russischen Präsidenten, Dmitri Peskow, reagierte darauf mit den Worten, bei dem WADA-Datenleck könne von einer Mitwirkung der russischen Staatsführung oder der russischen Geheimdiensten keine Rede sein.
Putin zu Wada-Doping-Leaks: „Das geht über jeden Rahmen hinaus“
Als nicht uninteressant hat Russlands Präsident Wladimir Putin die von Hackern veröffentlichten Dopingdaten der Welt-Anti-Doping-Agentur Wada bezeichnet, laut denen amerikanische und britische Star-Athletinnen legal Medikamente einnehmen durften, die eigentlich als Dopingmittel verboten sind.
„Sind etwa die Olympiasieger alle krank?“ „Wir lehnen es ab, was die Hacker tun. Aber was sie jetzt getan haben, das kann nicht uninteressant für die Öffentlichkeit sein, und vor allem für die Sportwelt“, sagte Putin am Freitag in Bisckhek (Kirgistan).
Diese Leaks ließen viele Fragen aufkommen, sagte Putin. „Anscheinend gesunde Sportler nehmen legal Medikamente ein, die für andere verboten sind, und Menschen, die an schweren Krankheiten leiden, an schweren Behinderungen, werden selbst auf den Verdacht hin, solche Präparate einzunehmen, von den Paralympics ausgeschlossen.“
Laut Putin „geht das über jeden Rahmen hinaus“.
Die Hackergruppe „Fancy Bears“ hatte die Datenbank der Welt-Anti-Doping-Agentur geknackt und pikante Details über amerikanische und britische Athleten veröffentlicht. Laut den Unterlagen sollen etwa die Olympiasiegerin Simone Biles, die Tennisstars Venus und Serena Williams oder die Basketball-Spielerin Elena Delle Donne mit Zustimmung der Welt-Anti-Doping-Agentur Wada systematisch Dopingmittel eingenommen haben – angeblich aus gesundheitlichen Gründen. Die Wada hat bereits bestätigt, dass die veröffentlichten Unterlagen echt sind.
Wada-Leaks: 53 britische Olympioniken hatten Lizenz zum Dopen
53 britische Sportler von insgesamt 366, die im August bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro angetreten waren, haben eine Genehmigung zur Einnahme von verbotenen Arzneimitteln aus therapeutischen Gründen gehabt, wie die nationale Anti-Doping-Agentur Großbritanniens (Ukad) mitteilte.
Laut den von der Hacker-Gruppe „Fancy Bears“ veröffentlichten Unterlagen hatten 25 Athleten aus acht Nationen solch eine Genehmigung. 14 von ihnen sind Medaillengewinner der Olympischen Spiele in Rio. Dazu zählen auch fünf Sportler aus Großbritannien: Radrennfahrer Chris Froome und Bradley Wiggins, Golfspielerin Charley Hull, Rugbyspielerin Heather Fisher und Ruderer Sam Townsend. Ob die restlichen 48 Namen noch veröffentlicht werden, bleibt abzuwarten.
Die Ukad-Chefin Nicole Sapstead erklärte jedoch, die Hauptaufgabe ihrer Organisation sei nun, die Veröffentlichung von weiteren Namen derjenigen Briten, die verbotene Substanzen eingenommen haben, zu verhindern. „Die Veröffentlichung der medizinischen Privatdaten ist unpassend“, so Sapstead. Außerdem versuche die Behörde, die Sportler, deren Namen bereits publiziert worden sind, zu kontaktieren. Sapstead betone, die Athleten hätten nichts Rechtswidriges getan.
Das britische Nationalteam war bei den Olympischen Spielen in Rio mit 366 Sportlern vertreten. "
Quelle: Sputnik (Deutschland)