Dietmar Bartsch: Ausschluss von Dynamo Dresden löst Gewaltproblem beim Fußball nicht
Archivmeldung vom 25.11.2011
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Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt"Mit dem Ausschluss von Dynamo Dresden aus dem DFB-Pokalwettbewerb hat der DFB das Dialog-Angebot an die Fans vom Runden Tisch genommen. Die Strafe löst das Gewaltproblem beim Fußball in keiner Weise, sondern statuiert ein Exempel an einem Verein", kritisiert Dietmar Bartsch, stellvertretender Vorsitzender der Fraktion DIE LINKE. "Damit signalisiert der DFB, dass er die Vereine in ihrem Bemühen, das gesellschaftliche Problem der Gewalt beim Fußball mit den Fans in den Griff zu bekommen, allein lässt und ihnen den Schwarzen Peter zuschiebt. Die Vereine aber haben gegenüber den Gewalttätern keine staatliche Hoheit und in fremden Stadien nicht mal das Hausrecht."
Bartsch weiter: "Es ist auffallend, dass der DFB selbst explizit von einem Exempel spricht, dass Rechtsstaatlichkeit eigentlich verbietet. Während gegenüber den Vereinen 1. FC Kaiserslautern und SG Eintracht Frankfurt, bei deren Zusammentreffen im DFB-Pokal es ebenfalls zu schweren Ausschreitungen gekommen ist, bis heute noch nicht mal ein Strafantrag des DFB-Kontrollausschusses vorliegt, ist man bei im Osten beheimateten Vereinen mit drakonischen Strafen schnell bei der Hand. Gerade angesichts der schwierigen wirtschaftlichen Situation im Osten werden Strafen wie ein Wettbewerbsausschluss zur Existenzbedrohung für den Verein. So spaltet man Fußball-Deutschland.
Alle Profivereine haben in den letzten Jahren ihre Fanarbeit intensiviert und versucht, in der Szene mit einer Politik der ausgestreckten Hand eine Abwendung von Gewalt und Rassismus zu erreichen. Gerade Dynamo Dresden und Hansa Rostock haben praktisch alles versucht, was Vereinen möglich ist. Doch solange es nicht einmal gelingt, bundesweite Stadionverbote gegen kriminelle Hooligans durchzusetzen, ist es reine Augenwischerei, die Gewaltausbrüche zu beklagen. Die Vereine brauchen Hilfe vom DFB und nicht immer höhere, immer absurdere Strafen, um Straftätern - und um nichts anderes handelt es sich - in enger Zusammenarbeit mit den Behörden Paroli bieten zu können."
Mayer: Ausschluss von Dynamo Dresden ist richtig
Gestern hat das Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes in Frankfurt/Main den Verein SG Dynamo Dresden von der Teilnahme am DFB-Pokal in der kommenden Spielzeit ausgeschlossen. Dazu erklärt der innen- und sportpolitische Sprecher der CSU-Landesgruppe im Deutschen Bundestag, Stephan Mayer:
"Es ist konsequent und völlig angemessen, Dynamo Dresden von der Teilnahme am DFB-Pokal auszuschließen. Schließlich war es nicht das erste Mal, dass es bei einem Spiel des Vereins zu Ausschreitungen und gewaltsamen Übergriffen gekommen ist. Bereits zuvor war der Verein mehrmals durch Geldstrafen für das Verhalten seiner sogenannten 'Fans' zur Rechenschaft gezogen worden. Daher wäre eine weitere Geldstrafe für die schweren Ausschreitungen beim Spiel in Dortmund nicht mehr ausreichend gewesen. Die Verantwortlichen in Dresden sollten möglichst rasch die Lehren aus der Entscheidung des Sportgerichts ziehen und sich aktiv gegen Gewalt vor und während der Spiele des eigenen Vereins einsetzen.
Auch andere Vereine, bei denen es in der Vergangenheit immer wieder zu vergleichbaren Aktionen gekommen ist, sollten das Urteil zum Anlass nehmen und umgehend ihre Maßnahmen gegen gewaltbereite Fans überprüfen und gegebenenfalls verstärken. Die Sicherheit aller Beteiligten muss jederzeit gewährleistet sein, damit das Geschehen auf dem Platz wieder im Vordergrund steht."
Hintergrund:
Das DFB-Sportgericht schloss gestern den Zweitligisten SG Dynamo Dresden für die kommende Spielzeit vom DFB-Pokal-Wettbewerb aus. Anhänger des Vereins hatten während der letzten Begegnung des Vereins bei Borussia Dortmund am 25. Oktober 2011 Böller und Raketen gezündet und damit mehrfach einen Spielabbruch provoziert. Zudem kam es zu Ausschreitungen mit den Sicherheitskräften, bei denen 17 Personen verletzt und 15 festgenommen wurden. Insgesamt entstand ein Sachschaden von 150.000 Euro.
Quelle: Fraktion DIE LINKE. / CSU-Landesgruppe im Deutschen Bundestag (ots)