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„Der FIFA droht das Aus, wenn sie nicht schnell reagiert“

Archivmeldung vom 18.11.2014

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 18.11.2014 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Manuel Schmidt
Logo der FIFA
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Die Untersuchung um die korruptionsverdächtigen WM-Vergaben an Russland und Qatar bei der FIFA scheint vollkommen aus dem Ruder zu laufen. Der Bochumer Kriminologe Prof. Dr. Thomas Feltes, der sich seit vielen Jahren intensiv mit Fußball, Fanverhalten und Gewalt beschäftigt und der zuletzt ein Gutachten für Interpol in Sachen Wettbetrug im Fußball erstellte, fordert die Einsetzung einer unabhängigen Experten- oder Schlichtungskommission, um den Streit innerhalb der FIFA zu beenden. „Wenn die FIFA nicht alsbald Farbe bekennt und endlich sich externen Gutachtern öffnet, dann leidet nicht nur die Glaubwürdigkeit dieses Verbandes. Vielmehr kann der Fußball insgesamt schweren Schaden erleiden".

Belastender interner Streit

Feltes sieht es als überaus belastend an, dass nun ein Streit innerhalb der FIFA-Ethikkommission über die Folgerungen der Ergebnisse entstanden ist, der auch in der Öffentlichkeit ausgetragen wird und zunehmend nicht nur den Fußballweltverband selbst, sondern auch dritte Personen beschädigt, die sich bereit erklärt hatten, zur Aufklärung beizutragen, Darunter leide der gesamte Fußball – auch in Deutschland. „Die Glaubwürdigkeitskrise der FIFA war nie größer. Wenn jetzt nicht klar Schiff gemacht wird, dann kann das das „Aus“ der FIFA bedeuten“. Wenn sich tatsächlich z.B. die UEFA von der FIFA distanziert, dann könnten zwei oder mehr unterschiedliche Fußballverbände das Ergebnis sein. „Wozu das führen kann, sehen wir im Boxen, wo mehrere Weltverbände um die Vormachtstellung kämpfen“, meint Feltes. Dass sich dabei mit Garcia ein ehemaliger FBI-Direktor und Eckert, einem deutschen Richter und langjährigem Korruptionsjäger, zwei Personen öffentlich streiten, die eigentlich von Hause aus um Vertraulichkeit bemüht sein sollte, zeigt – so Feltes – wie zerrüttet die FIFA intern ist. „Man kann eine Institution wie die FIFA nicht als Königreich betrachten und so führen, wie Sepp Blatter dies tut. Die Zeiten sind endgültig vorbei. Nur scheint Blatter dies noch nicht bemerkt zu haben“, kommentiert Feltes die aktuellen Entwicklungen.

Zeugen schützen

Die Forderung des Schweizer Kriminologen und früheren FIFA-Reformbeauftragten Mark Pieth, der 2012 das FIFA-Exekutivkomitee als „eingeschworene Bande“ bezeichnet hatte, die FIFA müsste in der Angelegenheit mehr Transparenz zeigen, unterstützt Feltes. Den Vorschlag, dass der Untersuchungsbericht mit den Ermittlungsergebnissen zu den verdächtigen WM-Vergaben (Russland für 2018 und Katar für 2022) veröffentlicht wird, sieht Feltes allerdings aus Daten- und Personenschutzgründen kritisch. Seiner Auffassung nach müssen die Zeugen, die sich bereit erklärt haben, gegen die FIFA auszusagen, geschützt werden. „Wenn der Bericht mit der Nennung auch der Namen der Zeugen veröffentlicht wird, denen man Vertraulichkeit zugesichert hat, dann ist dies nicht nur ein massiver Vertrauensbruch, sondern kann auch juristische Konsequenzen nach sich ziehen“, sagt Feltes. Feltes fordert daher eine externe Expertenkommission, die alle Unterlagen sichtet und dann der Öffentlichkeit deutlich, aber unter Achtung des Datenschutzes vermittelt, wann und wo Korruption und unlautere Einflussnahmen stattgefunden haben. „Es geht nicht primär um Namen oder Personen, sondern um korrupte Strukturen und Abläufe. Und die können nur so wirklich aufgedeckt werden“, so Feltes. Der Kommission sollten maximal drei Personen angehören. Sie müsste vollkommen unabhängig arbeiten, die Personen dürften keinen Kontakt zur FIFA haben und in der Öffentlichkeit hohe Akzeptanz besitzen.

„Das wäre das Ende des Fußballs“

Wenn diese Aufklärung nicht alsbald erfolgt, dann sieht der Bochumer Kriminologe die weiteren WM-Planungen in Gefahr. Kein Land wird sich mehr um die Austragung der Weltmeisterschaft bewerben, da immer der Verdacht besteht, dass man die Entscheidung unzulässig beeinflusst hat, wenn man gewinnt. Im Ergebnis werden nur noch Staaten Weltmeisterschaften austragen, die nicht nur bereit sind, sich den Knebelungsverträgen der FIFA zu unterwerfen, sondern denen das eigene Image auch egal ist. „Das wäre das Ende des Fußballs, der ja immer noch nach außen den Eindruck erweckt, ein demokratisch organisierter Massensport zu sein“, so Feltes.

Quelle: Ruhr-Universität Bochum (idw)

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