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IOC-Chef: "Es geht um das Überleben der Olympischen Spiele"

Archivmeldung vom 14.04.2020

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 14.04.2020 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Thomas Bach in der Mitte (2018)
Thomas Bach in der Mitte (2018)

Foto: Sandro Halank, Wikimedia Commons, CC BY-SA 4.0
Lizenz: CC BY-SA 4.0
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Thomas Bach, Chef des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), hat erstmals auf die Kritik am zögerlichen Verhalten seines Verbandes in Bezug auf die Verschiebung der Olympischen Sommerspiele in Tokio auf 2021 wegen der Corona-Pandemie reagiert.

Für die eine oder andere emotionale Äußerung und Kritik habe er vollstes Verständnis, sagte Bach der "Welt am Sonntag". "Als Verantwortungsträger darf man in solchen emotionalen Situationen aber nicht aus dem Bauchgefühl heraus entscheiden, schließlich geht es um das langfristige Überleben der Olympischen Spiele und um das Kulturgut Olympische Spiele. Die einzig mögliche kurzfristige Entscheidung wäre eine Absage gewesen, und die hat keiner der Athletenvertreter aus aller Welt in unseren gemeinsamen Telefonkonferenzen gewollt." Als Buhmann des Weltsports fühle sich Bach nicht, wie er betont.

"Wenn man einen Teil der deutschen Presse liest, könnte man das vielleicht glauben, aber tatsächlich bin ich von dieser Rolle, glaube ich, weit entfernt. Wenn man sieht, dass die Verschiebung der Spiele von allen 206 Nationalen Olympischen Komitees mitgetragen wurde, von allen olympischen Sommerfachverbänden, von allen IOC-Mitgliedern und den gewählten Athletenvertretern, dann ist die Sachlage ziemlich klar." Eine Verschiebung der Spiele um zwei Jahre sei laut Bach keine Alternative gewesen. "Unsere japanischen Partner und der Premierminister haben mir sehr deutlich gemacht, dass für Japan eine Verschiebung nur bis spätestens Sommer nächsten Jahres machbar ist. Das ist eine Mammutaufgabe für das Organisationskomitee und für das Land. Man kann sich das als Außenstehender kaum vorstellen", sagte der 66-Jährige.

Bach wehrte sich zudem gegen den Vorwurf, er würde die Olympischen Spiele wie sein Privatvergnügen behandeln und in Alleinregie über Wohl und Wehe der Veranstaltung entscheiden: "Da sind vielerlei Verschwörungstheorien verbreitet worden. Die Tatsachen sprechen eine andere Sprache. Wir haben uns der Frage nach der Ausbreitung des Coronavirus schon Mitte Februar gestellt und eine Task Force unter Einbeziehung der Weltgesundheitsorganisation gegründet. Seither haben wir den Empfehlungen der Task Force folgend unsere Herangehensweise, unsere Szenarien stetig angepasst. Am 17., 18. und 19. März hatten wir zahlreiche Telefonkonferenzen, um über die Strategie für das weitere Vorgehen zu beraten. Wir haben erneut klargemacht, dass die Gesundheit aller an den Spielen Beteiligten und der Kampf gegen die Ausbreitung des Virus für uns an vorderster Stelle bei einer Entscheidungsfindung stehen."

Eine Absage der Spiele in Tokio habe laut IOC-Chef Bach nicht zur Debatte gestanden: "Um auch da Verschwörungstheorien entgegenzutreten, muss klar gesagt werden, dass das IOC gegen eine Absage versichert gewesen wäre, was wir gegen eine Verschiebung nicht sind. Für eine Verschiebung braucht es aber die Zustimmung des Organisationskomitees, das bereit sein muss, ein Jahr länger zu arbeiten, und die japanische Regierung muss bereit sein, die Vorbereitungen weiterhin zu unterstützen. Dass unsere japanischen Freunde auf die Idee einer Verschiebung, die wir noch am 22. März in den Raum gestellt haben, nicht innerhalb einer Stunde mit ja oder nein antworten können, ist bei der Größenordnung von Olympischen Spielen selbstverständlich."

Quelle: dts Nachrichtenagentur

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