Ex-Leichtathletin Ines Geipel: "Es gibt eine immense Scheinheiligkeit"
Archivmeldung vom 19.07.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie ehemalige Weltklasse-Leichtathletin Ines Geipel hat dem Leistungssport ein generelles Doping-Problem zugeschrieben. Im "ZDF-Mittagsmagazin" am Donnerstag, 19. Juli 2007, sagte sie: "Es gibt ein systematisches Doping, es gibt ein flächendeckendes Doping."
Natürlich sei jetzt die Aufmerksamkeit auf die Tour de France
gelenkt, "aber der Sport hat ein Problem, es geht nicht nur um den
Radsport."
Geipel, die während ihrer aktiven Zeit selbst gedopt war, nun aber
aktiv gegen Doping kämpft, sagte weiter: Der Glaube an eine saubere
Tour de France sei von vornherein eine Illusion gewesen. Dem Radsport
unterstellte Geipel eine "immense Scheinheiligkeit". Im Grunde müsse
man jetzt anhalten, Stopp sagen und "die Fäden ein bisschen
sortieren", aber danach sehe es nicht aus.
Auch die Vorstellung, dass in anderen Sportarten nicht gedopt
würde, sei falsch. Im Internet würden Dopingsubstanzen in
Milliardenhöhe umgesetzt. Es sei bekannt, dass die Leichtathletik,
der Fußball und der Handball Probleme mit Doping hätten. "Wir sollten
hier fair gegenüber den Radsportlern sein, und sie nicht zu den
Buhmännern machen, sie sind nicht die einzigen", so die ehemalige
Staffel-Weltrekordhalterin.
Für die Zukunft zeichnete Geipel ein düsteres Bild. Ihrer Meinung
nach gebe es keinen Weg mehr, zu einem sauberen Leistungssport
zurückzufinden. "Der Sport ist über seinen Point-of-no-Return
hinaus", so Geipel. "Alles, was Hämoglobin und Insulin, transgenes
Doping und echte Epo-Kontrollen angeht, das wird ja auch bei der Tour
de France nicht Thema. Wir würden, glaube ich, sehr erschrocken sein,
wenn hier ernsthafte Kontrollen stattfinden würden - bei den
Substanzen, die wirklich relevant sind", sagte die ehemalige
Sprinterin.
Den vorläufigen Ausstieg von ARD und ZDF aus der Live-Berichterstattung der Tour de France begrüßte Geipel. Im Grunde gehe es um ein "Durchschlagen einer Interessenskette" wodurch auch die Sponsoren jetzt abspringen würden. Denn, so glaubt Geipel, nur durch "eine Entkommerzialisierung in diesem Hochleistungsbereich" sei "dieses Gift" aus dem Sport zu bekommen.
Quelle: Pressemitteilung ZDF