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Intelligente Zellen als Chance und Gefahr für Leistungssportler

Archivmeldung vom 19.10.2006

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 19.10.2006 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Der Sportsommer 2006 hat das Thema Doping stärker als je zuvor in die Diskussion gebracht. Die Methoden werden undurchsichtiger und bedrohen immer stärker die Gesundheit der manchmal unwissenden, manchmal eiskalt kalkulierenden Sportler. Die Branche erwartet schon bald das „Doping aus dem Genlabor“.

Davor warnt der New Yorker Zellbiologe Bruce H. Lipton in seinem Buch „Intelligente Zellen. Wie Erfahrungen unsere Gene steuern“ (erschienen im KOHA-Verlag). Sein Forschungsfeld, die Epigenetik, bietet natürliche Chancen im Kampf gegen Doping. Paradoxer Weise könnte sie zugleich der Schlüssel zum drohenden Gendoping sein. Lipton äußert sich dazu im Interview.

Frage: Dr. Lipton, Sie haben ein Buch über Epigenetik geschrieben. Ist das die Königsdisziplin der Genetik?

Bruce Lipton: Ja das ist sie tatsächlich, denn sie beschreibt die Mechanismen, welche die Genaktivität steuern. Gene sind physische Vorlagen für Aminosäuremoleküle, aus denen die Bausteine der Zellen und Gewebe zusammengesetzt werden. Und die epigenetischen Mechanismen entsprechen in etwa dem Bauunternehmer, der sich aus dem Gesamt-Entwurf des Gebäudes die Vorlagen heraussucht, die zum Beispiel für das Errichten einer Wand notwendig sind. Erst durch das Ablesen der Vorlage wird ihre Information nützlich. Epigenetik ist die Wissenschaft davon. Und: Epigenetische Mechanismen modifizieren das in den Genen kodierte Produkt. Dadurch kann ein einzelnes Gen über 30.000 verschiedene Proteine herstellen. So ist eine Zelle in der Lage, ihre Strukturen und Funktionen dynamisch anzupassen, wenn sich das Umfeld verändert. Denn nur so kann sie überleben.

Frage: Ist die Epigenetik damit ein völlig neues Wissenschaftsfeld?

Bruce Lipton: Ich würde sagen ja, denn sie bildet einen neuen Ansatz, der die Psychologie mit der Neurologie und der Genetik verbindet. Wenn die Membran der Zelle auf Hormone und Wachstumsfaktoren reagiert, die im Gehirn freigesetzt wurden, verwandeln letztlich epigenetische Mechanismen diese Signale in Genaktivität. Die Epigenetik ist also das Bindeglied zwischen Geist und Körper.

Frage: Welche Rolle spielen körperliche Ertüchtigung und Bewegungstherapien in Ihrem Verständnis der menschlichen Chancen durch die Epigenetik?

Bruce Lipton: Durch Epigenetik werden Umweltinformationen in biologische Reaktionen verwandelt. Sport und körperliche Betätigung sind eine Form solcher Umweltinformationen. Der dadurch hervorgerufene Eustress (»guter« Stress) setzt Neurotransmitter und Wachstumsfaktoren frei und beeinflusst durch epigenetische Mechanismen das Ablesen der Gene. Stärker entwickelte Muskeln und Sehnen, ein belastungsfähigerer Kreislauf und andere Systemreaktionen sind Beispiele für die körperliche Anpassung an Umweltbedingungen durch Epigenetik. Im Übrigen ist in diesem Sinne auch Doping eine Form der Epigenetik. Und selbst das Gen-Doping ist eigentlich auch nur eine Frage der Zeit.

Frage: Der Leistungssport, gerade in den Kraft- und Ausdauer-Einzeldisziplinen, ist immer stärker vom Doping betroffen. Welche körperlichen Gefahren drohen dopenden Sportlern?

Bruce Lipton: Die meisten Doping-Medikamente werden auf ganz bestimmte Körperfunktionen hin entwickelt. Doch wie in meinem Buch erwähnt, haben die in Medikamenten und Nahrungsmittelzusätzen enthaltenen Moleküle oft mehr als eine Funktion im Körper. Die euphemistisch »Nebenwirkungen« genannten Symptome sind eigentlich direkte Wirkungen. Viele schädliche Nebenwirkungen zeigen sich erst verspätet. In meinem Buch beziehe ich mich auf die Hormonersatz-Therapie, in der viele Frauen Östrogene nahmen, um den Problemen der Wechseljahre zu entgehen und später mit Herzinfarkten und Schlaganfällen kämpfen mussten. Doping kann vielleicht kurzfristig zur Verbesserung der körperlichen Leistungen führen, aber die Langzeitwirkung dieser Medikamente ist völlig unerforscht und wird sich erst zeigen, wenn gedopte Sportler älter werden. Ich persönlich würde mir um diesen wichtigen unbekannten Faktor Gedanken machen.

Frage: Kann die Epigenetik eine natürliche Alternative zum Doping sein, um leistungssteigernde Wirkungen auf den Körper zu erzielen? Und wie könnte das aussehen?

Bruce Lipton: Ja, die Epigenetik wäre eine Alternative. Solch ein Training wäre mehr ein mentaler als ein körperlicher Prozess. Es wurde zuerst von den Russen und dann von vielen anderen gezeigt, dass ein psychologisches Training für den Sportler genauso wertvoll ist wie das körperliche Training. Vom mentalen Konkurrieren bis zum Umlernen einschränkender Glaubensmuster kann der Geist die Physiologie des Körpers weitreichend steuern und regulieren.

Frage: Können Sie uns für die Glaubensmuster ein Beispiel geben?

Bruce Lipton: Vor dem legendären Mittelstreckenläufer Roger Bannister konnte niemand eine Meile in weniger als vier Minuten rennen. Wissenschaftliche Studien an muskuloskeletalen Mechanismen ergaben sogar, dass kein Mensch eine Meile in weniger als vier Minuten laufen könnte. Doch 1954 brach Bannister den Bann und nach ihm war fast jede Woche jemand in der Lage, die Vier-Minuten-Grenze zu durchbrechen. Ich glaube, dass wir noch weit von unserem wahren Potential entfernt sind, weil wir so viele einschränkende Glaubensmuster haben. Wie oft haben wir schon Geschichten gehört, in denen zum Beispiel eine Frau in einer Notsituation einen Wagen hochheben konnte, um ihr Kind zu befreien? Man muss sich klarmachen, was das über die Macht des Geistes aussagt, wenn ihre Psyche eine untrainierte Frau in die Lage versetzt, eine halbe Tonne Gewicht zu stemmen. Wie würde es aussehen, wenn ein trainierter Sportler die Macht solcher Überzeugungen einsetzen würde?

Frage: Treiben Sie selber Sport?

Bruce Lipton: In den letzten fünf Jahren war ich mehr auf Vortragsreisen unterwegs als Zuhause. Die meiste Zeit daheim verbringe ich dann damit, mein Haus wieder in Ordnung zu bringen. Glücklicherweise besteht ein guter Teil dieser Arbeiten aus körperlichen Tätigkeiten wie Sägen und Holzhacken für den Winter.

Schlusswort: Dr. Lipton, wir danken Ihnen für das Gespräch.

Dr. Bruce Lipton lehrte als Zellbiologe an der medizinischen Fakultät der Universität von Wisconsin und arbeitete als Forscher an der medizinischen Fakultät der Stanford Universität. Schon 1982 begann er die Prinzipien der Quantenphysik auf seine Zellforschungen anzuwenden. Seine Erkenntnisse über die Zellmembran machten ihn so zum Pionier der neuen Wissenschaft und Epigenetik. Liptons Forschungen sind in seinem neuesten Buch „Intelligente Zellen“ zusammengefasst, das in englischer Sprache unter dem Titel „The Biology of Belief“ erschienen ist.

Quelle: Pressemitteilung EYECANSEE



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