Regimekritiker Emin Milli: Europaspiele in Baku sind PR-Show für totalitäres Land
Archivmeldung vom 08.06.2015
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer regimekritische aserbaidshanische Journalist Emin Milli hat die am Freitag beginnenden Europaspiele in Baku als Werbung für die dort herrschende Familie Alijew kritisiert. "Alle, die an den Spielen teilnehmen, sollen wissen, dass sie an einer PR-Show für ein totalitäres Land teilnehmen", sagte Milli der in Berlin erscheinenden Tageszeitung "neues deutschland" (Dienstagausgabe). "Eine einzige Familie hat ein ganzes Land im Griff und presst es aus", fasst Milli die wirtschaftliche und politische Situation in seiner Heimat zusammen, das von Präsident Ilham Alijew in der Nachfolge seines Vaters seit 2003 regiert wird.
Hoffnung, dass die Aufmerksamkeit, die Europa wegen der Spiele auf sein Land richtet, politisch etwas bewirkt, hat der 36-Jährige nicht. "Nach der Aufmerksamkeit durch den Eurovision Song Contest 2012 wurden viele Menschenrechtler, Journalisten und Aktivisten verhaftet." Stille Diplomatie, wie sie der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) mit Gesprächen vor Ort angekündigt hat, lehnt Milli ab. Stattdessen wünsche er sich politische Statements von Athleten.
Emin Milli ist einer der wenigen regimekritischen Journalisten aus Aserbaidshan, die derzeit nicht inhaftiert sind. Nach jahrelangen Repressionen und einem 16-monatigen Gefängnisaufenthalt hat er 2013 das Land verlassen und betreibt heute von Berlin aus den Internet-Fernsehsender "Meydan.tv".
Quelle: neues deutschland (ots)