Klinsmann Elf spielt um Milliarden
Archivmeldung vom 22.04.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittWenn ab dem 09. Juni 2006 in Deutschland der Ball endlich rollt, dann geht es für die WM-Teilnehmer um viel. Weltmeister zu werden ist der größtmögliche Erfolg im Leben eines Fußballers. Aber die Nationalteams spielen nicht nur für sich, sie spielen auch für die Menschen in ihrem Heimatland. Wenn Deutschland zum vierten Mal den Titel holen sollte, dann wird die Freude gewaltig sein.
Es wird Autokorsos geben, ausgelassene Feiern und Freudentänze. Offensichtlich
hat der Gewinn einer Weltmeisterschaft für die Menschen einen besonderen Wert.
Aber wie groß ist dieser Wert? Kann man bestimmen wie hoch der Wohlfahrtsgewinn
ist, den die Nationalmannschaft erreichen kann, wenn sie erfolgreich ist?
Prof. Dr. Joachim Weimann und sein Mitarbeiter Steffen Rätzel von der
Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg haben genau das versucht. Die beiden
Wirtschaftswissenschaftler haben dabei Methoden angewendet, die bisher nur dafür
benutzt wurden, um beispielsweise den ökonomischen Wert von Umweltgütern zu
bestimmen. Das Ergebnis ihrer Untersuchung, die in Kürze in einer
Fachzeitschrift veröffentlicht wird, ist durchaus erstaunlich.
Mit Hilfe
einer repräsentativen Befragung, die im gesamten Bundesgebiet durchgeführt
wurde, haben die beiden Forscher zunächst ermittelt, wie hoch die
Zahlungsbereitschaft der erwachsenen Deutschen für das Anschauen der Finalspiele
im Fernsehen ist. Dabei kam heraus, dass die Zahlungsbereitschaft dann, wenn die
deutsche Mannschaft an den Spielen beteiligt ist, um über 700 Millionen Euro
ansteigt. Aber damit nicht genug. Um zu ermitteln, welchen Wert der Gewinn der
WM für die Menschen hat, wurde folgende Frage gestellt: "Angenommen, Deutschland
steht im Endspiel. Ein Freund hat für Sie eine Wette abgeschlossen und darauf
gesetzt, dass Deutschland verliert. Ab welchem Gewinn aus der Wette ist es ihnen
egal, ob Deutschland gewinnt oder verliert?" Im Durchschnitt - so das Ergebnis -
sind die Deutschen bereit, auf einen Gewinn von 250 Euro zu verzichten, wenn wir
dafür Weltmeister werden. Insgesamt ist damit ein Betrag von 17 Milliarden Euro
notwendig, um die Deutschen dafür zu entschädigen, wenn wir nicht den Titel
holen!
Weimann und Rätzel machen darauf aufmerksam, dass ihre Schätzung
mit hoher Wahrscheinlichkeit den Wohlfahrtsgewinn unterschätzt, denn erstens
wurden Personen unter 18 Jahren nicht berücksichtigt und zweitens fand die
Befragung bereits 2004 statt, unmittelbar nach der verkorksten EM. Für die
deutsche Fußball-Nationalmannschaft bedeutet das nicht mehr und nicht weniger,
als dass sie es in der Hand, bzw. in den Füßen hat, einen Wohlfahrtsgewinn in
Milliardenhöhe zu generieren - oder zu verspielen.
Quelle: Pressemitteilung Informationsdienst Wissenschaft e.V.