Uli Hoeneß: Erfolg um jeden Preis? Nicht mit mir!
Archivmeldung vom 05.03.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Manager des FC Bayern München, Uli Hoeneß, will auch in Zukunft eine totale Kommerzialisierung seines Vereins verhindern: "Es wird mit mir keinen Erfolg um jeden Preis geben", sagt Hoeneß dem ZEITmagazin LEBEN.
"Ich bin kein Träumer. Ich weiß genau, nach welchen Regeln in diesem Geschäft gespielt wird. Aber ich will genau das zum Ende meiner Tätigkeit im operativen Bereich noch wissen: Kann es gelingen, die Champions League zu gewinnen, nicht einmal und zufällig, sondern als permanenter Anwärter - ohne in der Führung des Vereins die eigenen Werte zu verleugnen?" Dies sei "vielleicht die größte Herausforderung meines beruflichen Lebens - nicht nur als Manager und Vorstand, sondern vor allem als Mensch".
Er werde "in ein paar Jahren diesen Verein besenrein übergeben. Ganz sicher finanziell, aller Voraussicht nach auch sportlich. Vollkommen erfüllt ist dieses Lebenswerk allerdings erst, wenn ich ihn auch moralisch besenrein übergebe", sagt Hoeneß, der angekündigt hatte, innerhalb der kommenden zwei Jahre vom Posten des Managers in den Aufsichtsrat zu wechseln. Doch auch in der neuen Funktion, vermutlich als Aufsichtsratsvorsitzender, will er dafür sorgen, dass der FC Bayern nach den von ihm vorgelebten Prinzipien charakterlicher und finanzieller Zuverlässigkeit geführt wird. Es müsse möglich bleiben, "Spieler, die sich um den Verein verdient gemacht haben, auch in Zeiten durchzubringen, in denen sie unverschuldet, etwa durch Verletzungen, nicht mehr so viel leisten können."
Andernfalls werde er sich an der Führung des Vereins nicht mehr beteiligen: "Wenn ich auch so ein Zyniker sein soll, der die Leute killen muss, um Erfolg zu haben oder um persönlich gut auszusehen, dann sage ich: Ohne mich. Es wird mit Sicherheit niemals den Uli Hoeneß geben, vor dem die Menschen im Verein Angst haben, der gehasst wird dafür, dass er jedes Jahr vier, fünf rausschmeißt, um fünf Neue zu holen". Würde es so weit kommen, "dass ich sportlichen Erfolg nur mit Hilfe von Schulden erzielen kann - da bin ich der falsche Mann", sagt Hoeneß.
Dem
Engagement eines externen Investors steht Hoeneß skeptisch gegenüber,
"jedenfalls allen, die investieren wollen, um mit Hilfe und auf Kosten
unseres Vereins ihr eigenes Vermögen zu vermehren". Bei Finanziers wie
dem mehrfachen Milliardär Dietmar Hopp, der mit seinem Vermögen den
Zweitliga-Club 1899 unterstützt, wäre er bereit zu verhandeln: "Bei uns
müsste ein Dietmar Hopp, den ich für sein Engagement sehr bewundere,
500 Millionen mitbringen und uns garantieren, dass er sie nicht
plötzlich wieder abzieht. Wenn klar wäre, dass es sich um ein
dauerhaftes, für uns risikoloses Engagement handelt - dann, aber nur
dann, könnte man drüber reden", sagt Hoeneß. Sollten Vorstand und
Aufsichtsrat seine Position nicht teilen, würde er "natürlich einen
solchen Beschluss umsetzen. Und am nächsten Tag zurücktreten".
Quelle: ZEITmagazin LEBEN