Fan-Ausschluss beim Hessenderby –Darmstadt richtet „Eintracht-freie Zone“ ein
Archivmeldung vom 29.04.2016
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittStadtverwaltung von Darmstadt möchte verhindern, dass beim Hessenderby am Samstag Fans von Eintracht Frankfurt in die Innenstadt kommen. Nachdem das Verwaltungsgericht Darmstadt den Fan-Ausschluss gekippt hatte, liegt der Fall jetzt beim hessischen Verwaltungsgerichtshof in Kassel.
Die deutsche Ausgabe des russischen online Magazins "Sputnik" berichtet weiter: "Bei einem richtig guten Fußball geht es hin und her. Die Führung wechselt, beide Teams verteidigen mit großem Herz und Kampf und versuchen mit Technik und Finesse anzugreifen und den Gegner zu überlisten. In Hessen spielt sich gerade genau dieses Szenario ab – allerdings läuft das Spiel noch gar nicht. Anpfiff ist erst am Samstag um 15 Uhr.
Statt Fußballern kämpfen hier die Stadt Darmstadt und Rechtsanwälte, die Rechte von Fußballfans vertreten, gegeneinander. Es geht um die Gunst der Verwaltungsgerichte. Und mittendrin ist auch die Polizei.
Es geht um das Hessenderby Darmstadt 98 gegen Eintracht Frankfurt. Diese Partie hat es in sich. Sportlich sowieso, weil beide Teams mitten im Bundesliga-Abstiegskampf sind. Dazu kommt die lokale Rivalität, weil die Städte nur 30 Kilometer voneinander entfernt sind. Im Hinspiel, im Dezember in Frankfurt, wurde das sehr deutlich. Damals benahmen sich die berüchtigten Frankfurter Ultras so daneben, dass die Deutsche Fußballliga (DFL) alle Eintracht-Fans für zwei Spiele mit einem Stadionverbot belegte. Dieses Stadionverbot gilt am Samstag: Kein Frankfurt-Anhänger darf am Samstag die Merck Arena am Böllenfalltor in Darmstadt betreten.
Das ist der Stadt Darmstadt aber nicht genug. Sie rechnet trotz des Stadionverbots mit Krawallen in der Innenstadt und hat deshalb am Dienstag folgende Maßnahmen verkündet: Von Freitagabend 19 Uhr bis Sonntagmorgen 7 Uhr darf kein Anhänger von Eintracht Frankfurt die Stadt betreten. Dafür Sorge tragen muss die Darmstädter Polizei, die keinen Hehl daraus macht, dass sie wesentlich weniger Arbeit rund um das Spiel hätte, wenn keine Eintracht-Fans nach Darmstadt kämen.
„Das ist bei uns in Hessen nach dem Sicherheits- und Ordnungsgesetz ein gesetzliches Instrument. … Es ist für die Polizei in Hessen sicherlich hilfreich, wenn ein großer Teil der Fans aus Frankfurt durch diese Maßnahme nicht nach Darmstadt kommen“, erklärte Andreas Grün, Landesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei (GPD) in Hessen, im Spuntik-Interview.
Bei Eintracht Frankfurt sieht man das natürlich ganz anders. Auf seiner Homepage erklärte der Bundesligist, dass er wenig Verständnis für die Maßnahme habe, weil sie sich gegen alle Eintracht-Fans richte und sie alle unter Generalverdacht stelle. Die Fans sahen das genauso und nahmen sich Anwälte wie Waltraut Verleih.
Die Strafverteidigerin hat mit Fußball wenig zu tun, dafür kennt sie sich juristisch bestens aus. Sie vertritt den Fanclubverband der Eintracht und hat damit 55.000 Frankfurter hinter sich: „Ich habe einen Eilantrag beim Verwaltungsgericht Darmstadt eingereicht. Ich kann in der Verfügung nämlich nicht erkennen, welche generelle Gefahr von Menschen ausgeht, die mit einem Fanschal durch eine Stadt laufen“, sagte Verleih gegenüber Sputnik.
Die Richter am Verwaltungsgericht sahen das: Sie beschlossen am Donnerstagabend: Verfügung aufgehoben – Eintracht-Fans dürfen am Samstag nach Darmstadt fahren. Das galt bis um 12.45h. Genau zu diesem Zeitpunkt fuhr die Stadt Darmstadt einen Konter und legte vor den Hessischen Verwaltungsgerichtshof in Kassel eine neue Verfügung ein. Wann die Richter über diese entscheiden, steht noch nicht fest. Und selbst wenn die Stadt Darmstadt wieder verliert, bleibt ihr als letzter Schritt och das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig. Es bleibt also weiter spannend, möglicherweise bis kurz vor dem Anpfiff.
Ob das Spiel am Samstag hält, was das Hin und Her zuvor, darf zumindest bezweifelt werden…"
Quelle: Sputnik (Deutschland)